Nach Großbrand: 370 Wiener müssen in Notquartier

Das Feuer dürfte Samstagfrüh im Bereich der Stiege vier in einem der oberen Bereiche des mehrstöckigen Gebäudes ausgebrochen sein.
Das Feuer dürfte Samstagfrüh im Bereich der Stiege vier in einem der oberen Bereiche des mehrstöckigen Gebäudes ausgebrochen sein.(c) APA/LUKAS HUTER
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Für die 370 Bewohner des teilweise zerstörten Mehrparteienhauses in Simmering stellt die Stadt vorübergehende Wohnungen zur Verfügung. Die Caritas startete eine Hilfsaktion.

Wien. Auch am Montag waren die Spuren des Großbrandes vom Samstag in einem Mehrparteienhaus am Enkplatz in Wien-Simmering nicht zu übersehen. Zwar hatte sich der Brandgeruch über Nacht verzogen, die Simmeringer Hauptstraße war aber zwischen Enkplatz und Hauffgasse für den Verkehr nach wie vor gesperrt.

Auch die Straßenbahnlinie 71 fuhr stadteinwärts erst ab der Haltestelle St. Marx, stadtauswärts ab dem Einkaufszentrum EKZ. Am Vormittag war wegen Sicherungsarbeiten sogar die U3 zwischen den Stationen Enkplatz und Erdberg lahmgelegt.

Jenen Betroffenen, die nicht mehr in ihre Wohnungen zurückkehren können, stellt die Stadt Notquartiere zur Verfügung. Das teilte Walter Hillerer, Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen, am Montag mit. Einige Bewohner werden wohl bis zu einem Jahr in einer Übergangswohnung bleiben müssen. Es handelt sich dabei um jene Personen, die im Dachgeschoß des Hauses gelebt haben. Dieser Teil des Gebäudes wurde komplett zerstört. Ihnen werden in Kooperation mit der Gemeindebauverwaltung Wiener Wohnen Wohnungen mit einem vorübergehenden Mietverhältnis zur Verfügung gestellt. Weitere Betroffene wurden in benachbarte Hotels, Pensionen oder auch in ein städtisches Notquartier gebracht – bis zu 200 Leute können in dem ansonsten leer stehenden Gebäude aufgenommen werden. Für Familien gibt es zudem eigene Apartments.

Betroffen sind rund 370 Menschen. Manche Wohnungen wurden vom Brand zwar nicht unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen worden – sind aber dennoch vorerst nicht bewohnbar. So gibt es derzeit etwa keinen Strom im Haus. Wegen der Sicherungsarbeiten besteht zudem die Gefahr herunterstürzender Trümmer.

Nur Handy und Geldtasche

Die Menschen aus den 190 Wohnungen in dem Komplex Simmeringer Hauptstraße 68−74 mussten am Samstag über das verrauchte Stiegenhaus fliehen, viele hatten nur ihr Handy bzw. ihre Geldtasche bei sich und haben einen Großteil ihres Besitzes verloren.

Die Caritas startete daher mit dem Verein Leiwandes Simmering eine Hilfsaktion. „Wer die Bilder der Brandkatastrophe gesehen und wer die Verzweiflung der Menschen gehört hat, weiß: Wir müssen hier rasch helfen“, sagt Klaus Schwertner, Geschäftsführer der Caritas, die zudem 10.000 Euro aus ihrem Katastrophenfonds zur Verfügung stellt. „Wir haben darüber hinaus ein Krisenteam eingerichtet, das rasch prüfen soll, welche besonders tragischen Schicksale auch über einen längeren Zeitraum Hilfe benötigen werden – mit Beratung, mit Möbeln, mit finanzieller Hilfe“, so Schwertner. „Unser Verein ist nicht nur in guten Zeiten da. Gerade jetzt brauchen uns diese Menschen, und wir wollen ihnen zur Seite stehen“, sagt Katharina Krammer, Obfrau von Leiwandes Simmering.

Brandursache unklar

Das Feuer dürfte Samstagfrüh im Bereich der Stiege vier in einem der oberen Bereiche des mehrstöckigen Gebäudes ausgebrochen sein, das erst vor einigen Jahren saniert wurde. Der Großbrand konnte erst am Abend, zwölf Stunden nach der Alarmierung der Feuerwehr, unter Kontrolle gebracht werden. Eine 87-jährige Frau sowie eine vierköpfige Familie wurden verletzt ins Spital gebracht.

Was den Brand ausgelöst hatte, war am Montag noch unklar: Die Ermittlungen hatten gerade erst begonnen. (kb)

Auf einen Blick

Großbrand. Den Betroffenen, die nach dem Großbrand in Simmering am Wochenende nicht mehr in ihre Wohnungen können, stellt die Stadt Wien Notquartiere zur Verfügung. Einige Menschen werden bis zu einem Jahr in einer Unterkunft bleiben müssen. Es handelt sich dabei um jene Personen, die im Dachgeschoß des Mehrparteienwohnhauses gelebt haben. Dieser Teil des Gebäudes wurde völlig zerstört.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2019)

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