Wer sich auf Nikolaus Habjans Deutung von Webers Zauberoper einlässt, wird dank seiner Puppen gut unterhalten. Musikalisch ist das Vergnügen begrenzt.
O Weber!“, schwärmte Hector Berlioz in seiner epochalen Instrumentationslehre. Der 1826 mit nicht einmal 40 Jahren verstorbene deutsche Komponist hatte vieles von dem erfunden und vorgemacht, was der musikalischen Romantik ihre typischen Farben und Techniken gab. Ohne ihn kein Mendelssohn, kein Wagner. „O Weber!“ stöhnen heute Castingbüros, und die Solisten stimmen mit ein: Was da namentlich im „Oberon“ von den beiden Hauptpartien verlangt wird, ist nicht weniger als die Verbindung von koloraturgeläufiger Mozartgurgel, perfekt wortdeutlichem Schubertlied-Gesang und der heldischen Strahlkraft von Beethovens Leonore und Florestan. „O Weber!“ seufzen auch die Regisseure, die mit den Spielarten der Schauerromantik in „Freischütz“ und „Euryanthe“, aber auch mit dem Märchenzauber des „Oberon“ ihre liebe Not haben. Und erst recht mit den sprachlich wie dramaturgisch oft etwas krausen Libretti.
Im Theater an der Wien hat man in Sachen Weber in dieser Saison eine lobenswerte und künstlerisch ertragreiche Flucht nach vorne angetreten. Neben konzertanten Aufführungen von „Peter Schmoll“ und „Freischütz“ und nach einer psychologisierenden „Euryanthe“-Deutung durch Christof Loy funktioniert nun Nikolaus Habjans sehenswerte „Oberon“-Inszenierung auch als gute Unterhaltung – obwohl einem am Ende das Lachen im Halse stecken bleibt.