Vermögenssteuer kein Tabu mehr in der ÖVP

(c) EPA (GEORG HOCHMUTH)
  • Drucken

Sausgruber verlangt Beitrag von hohen Einkommen.

WIEN (pri). Vermögenssteuern und Änderungen im Unternehmenssteuerbereich sind in der ÖVP nicht mehr länger ein rotes Tuch: Nachdem der Zweite Nationalratspräsident Fritz Neugebauer vor einigen Tagen die Gruppenbesteuerung in ihrer derzeitigen Form hinterfragt hatte, zog am Dienstag der Vorarlberger Landeshauptmann Herbert Sausgruber nach – bei der Budgetsanierung müssten alle Gruppen den Eindruck haben, dass es fair zugehe, sagte er im Ö1-„Morgenjournal“. Mit anderen Worten: Die hohen Einkommensschichten würden auch ihren Beitrag leisten müssen.

Die Gruppenbesteuerung ist für Sausgruber dabei genauso wenig sakrosankt wie die Stiftungssteuer: Es müsse möglich sein, auch darüber zu diskutieren. Er könne sich beispielsweise nur schwer vorstellen, dass die Regelungen im Stiftungsbereich „völlig unverändert im Sanierungspaket passieren können“, so der Landeshauptmann.

„Ohne Blutbad und Kahlschlag“

Die Debatte in der ÖVP scheint damit eröffnet, auch wenn sich der Parteichef am Dienstag partout nicht in die Karten blicken lassen wollte: Es werde zwar „niemand ungeschoren davonkommen“, kündigte Finanzminister Josef Pröll nach dem Ministerrat an, aber eine Abschaffung der Gruppenbesteuerung käme nicht infrage. Denn: Jeder zweite Arbeitsplatz in Österreich stecke in einem Unternehmen, das zu einer Gruppe gehöre.

Beim Expertenhearing zum Finanzrahmengesetz am Nachmittag im Parlament wurde Pröll dann mit der Befürchtung von Experten konfrontiert, eine frühe Budgetkonsolidierung könnte der Konjunktur schaden. Der Finanzminister aber verteidigte seine Pläne als Budgetsanierung „ohne Blutbad und Kahlschlag“. Als Konsequenz aus der Griechenland-Krise verlangte er Verschärfungen beim EU-Stabilitätspakt: Es brauche „Sanktionen, Durchgriff, Einsicht und Kontrolle“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Innenpolitik

Sparpläne: Familienbeihilfe im Ausland entzweit ÖVP

Staatssekretärin Marek kritisiert Stil und Vorschlag Lopatkas. Verfassungsexperte hält dessen Idee – Zahlung je nach Lebenshaltungskosten – für zulässig.
 ÖVP will Familienbeihilfe für Ausländer kürzen
Innenpolitik

ÖVP will Familienbeihilfe für Ausländer kürzen

Staatssekretär Reinhold Lopatka prescht im Gespräch mit der "Presse" mit einem heiklen Sparplan vor. Der VP-Politiker will Leistungen für Kinder im Ausland senken.
NGOs wollen ''Überfluss besteuern''
Politik

NGOs wollen "Überfluss besteuern"

Die Organisationen Attac, die Armutskonferenz, Global 2000 oder SOS Mitmensch wollen 13,4 Milliarden Euro für Bildung, Gesundheit und Ökologie über zusätzliche "Steuern von Reichen" lukrieren.
oesterreicher wollen Managern Asylanten
Politik

Österreicher wollen bei Managern und Asylanten sparen

Zum Abbau der Staatsschulden sollten nach Ansicht der Österreicher vor allem Manager sowie Asywerber und Flüchtlinge zur Kasse gebeten werden. Das geht aus einer IMAS-Umfrage hervor.
Innenpolitik

Androsch, Leitl, Aiginger: „Sanierung geht auch ohne neue Steuern“

Förderungen kürzen, „Effizienz“ in den Ländern und Gemeinden verbessern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.