Meer-Musik – und weniger Kunst

Neuer Schriftzug auf dem Flakturm: Künstler Lawrence Weiner fühlt sich übergangen.
Neuer Schriftzug auf dem Flakturm: Künstler Lawrence Weiner fühlt sich übergangen. (c) APA/LUKAS HUTER (LUKAS HUTER)
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Der Zoo will mit einem Konzertsaal Kulturinteressierte umwerben. Der Streit um den verschwundenen Schriftzug reißt aber nicht ab. Teurer wird der Umbau auch.

Wien. Musik für die Fische – nein, das wird wohl nicht gemeint sein. Auch wenn es passt. Denn das Haus des Meeres soll quasi konzertant beschallt werden. Im zehnten Stock soll durch den neuen Zubau ein Konzertsaal entstehen, von dem man sich sozusagen Umwegrentabilität erhofft. Die kulturinteressierten Besucher sollen „Gusto auf den Zoo“ bekommen, sagt Geschäftsführer Hans Köppen.

Der Zoo-Flakturm ist momentan eine der prominentesten Baustellen der Stadt. Noch heuer, Ende September, soll sie aber geräumt werden. Über den Winter folgt dann der Innenausbau, im ersten Quartal 2020 die Eröffnung. Der Zoo bekommt dabei nicht nur einen Zubau, der vor die Eingangsfassade gesetzt wird und 3000 Quadratmeter mehr Nutzfläche bringt. Sondern es werden auch zwei neue Lifte eingebaut – einer davon als Panoramaaufzug –, und das Dachcafé wird zu einem Restaurant vergrößert. Die Aussichtsterrasse wird zudem mit den Betonausbuchtungen eingehaust und damit wetterfest gemacht. Dort sollen Zwergkängurus, Sittiche oder kleine Tauben die „Australienanlage“ zieren.

„Kleinigkeiten“, die viel ausmachen

Allerdings: All das kostet doch mehr als geplant. „Es sind Kleinigkeiten dazugekommen, die in Summe viel ausmachen“, sagt Köppen. Mit „Kleinigkeiten“ sind Dinge wie Anpassungen und Änderungen bei Brandschutz oder Statik gemeint. 16 Millionen Euro sind für den Umbau budgetiert. Um wie viel die Kosten genau steigen, wird nicht konkretisiert. Bloß, dass es deutlich mehr sein werde. Freilich: Es ist kein Steuergeld.

Das Haus des Meeres ist ein privater, gemeinnütziger Zoo, der ohne Subventionen auskommt. Insofern sorgt nicht die Kostensteigerung für Aufregung, sondern vielmehr etwas anderes – gerade vielleicht beim angepeilten kulturaffinen Publikum: nämlich der anhaltende Streit um den Schriftzug „Smashed to Pieces (In the Still of the Night)“, der 1991 im Zuge der Wiener Festwochen entstand. Das Kunstwerk Lawrence Weiners gegen Krieg und Faschismus ist von der Außenseite des Dachgeschoßes des Flakturms verschwunden. Nunmehr ist dort der eigene Name, Haus des Meeres, mit dem Hinweis „Erinnern im Innern“ zu lesen.

„Scheißjob gemacht“

Im „Kurier“ kritisiert der Künstler den Umgang mit seinem Werk und das, was ihm nachgefolgt ist: „Wer immer den Flakturm neu designt hat, hat einen Scheißjob gemacht“, sagt Weiner. Dass das Werk immer bloß temporär geplant war, lässt er nicht gelten: „An einem Punkt beschloss die Stadt, dass es ihr Werk war, und ich fand das super. Also verlieh ich die Arbeit. Aber irgendwann wäre zu akzeptieren gewesen, dass das Werk nicht den Eigentümer gewechselt hat“, kritisiert er. „Wir hätten ein Arrangement treffen können, in dem ich alle paar Monate etwas bekomme und das Werk instand gehalten wird. Das hätte mir gefallen, ja. Aber man hat mich gar nicht in die Konversation eingebunden.“

Kritik an der Übermalung gab es auch in den sozialen Medien. Verstehen können das die Betreiber – bereits offenbar genervt von der Causa – jedoch nicht: „Wir haben nichts anderes getan, als unseren Namen auf unser Haus zu schreiben“, so Stiftungsvorstand Franz Six. So wie andere Museen das auch machten. Köppen zufolge habe Weiner zudem schon länger – noch bevor die Zubaupläne tatsächlich konkret gewesen waren – darüber nachgedacht, „ob das Kunstwerk noch hinpasst“.

In Zusammenarbeit mit der Stadt Wien seien überdies Alternativen für den Schriftzug gesucht worden, so Six weiter. Etwa die Übertragung des Schriftzugs auf einen anderen Flakturm. Aber diese Pläne zerschlugen sich. Die Idee bzw. der Wunsch nach Übermalung sei auch nicht vom Haus des Meeres ausgegangen. Die Demontage sei mit der Galerie Winter, die Weiner in Wien vertritt, vereinbart worden. Six betonte außerdem, dass bei einer Informationsveranstaltung zu den Bauarbeiten am Mittwochabend das Thema nicht wichtig gewesen sei. Tatsächlich habe nur ein Teilnehmer die Übermalung bedauert. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2019)

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