Konzerthaus: Konzert mit stürmischen Römern

(c) Wiener Konzerthaus
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Antonio Pappano, das Orchestra dell'Accademia Nazionale und Lisa Batiashvili gastierten mit Mahler, Russen und Bartók in Wien: vital, aber auch ganz intim.

Mit kleiner Verzögerung begann der erste der beiden Gastspielabende des römischen Orchesters im Konzerthaus, denn der Konzertmeister hatte seine Brille vergessen. Kaum war er auf seinem Platz zurück, stürmte Sir Antonio Pappano zum Pult. Mit derselben Zielstrebigkeit führte er seine auf diese Herausforderung bestens eingestellten Musiker in den Stirnsatz von Mahlers sechster Symphonie, der „Tragischen“. Wobei er meist so kräftig aufspielen ließ, dass manches melodische Lineament dieses Allegro energico, ma non troppo mehr erahnt werden musste als hörbar wurde. Fast erweckte diese überbordend temperamentvolle Darstellung den Eindruck, als nähme sie das effektvolle Symphoniefinale vorweg. Dieses erstand ungleich differenzierter. Auch hier: stetige Hochspannung.

Mahler ohne Ironie

Wuchtig wie in der Partitur dieser von Todesahnungen durchzogenen a-Moll-Symphonie notiert erklang das Scherzo. Mit dessen graziösen Passagen fing Sir Antonio wenig an. Ihnen mangelte es in seiner vorrangig auf Vitalität setzenden Interpretation an Leichtigkeit und ironischem Charme. Mit theatralischer Gestik spürte der energiegeladene Maestro auch der weitgespannten elegischen Melodik des Andante moderato nach, ohne dessen Tiefe ganz auszuloten. Wirkungssicher und mit einem besonderen Faible für eine plastische Ausformung von Details inszenierte Pappano die beiden Eckpfeiler seines zweiten Programms: Mussorgskis Symphonische Dichtung „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ und Rimskij-Korsakows von orientalischen Märchen inspirierte, vierteilige Suite „Scheherazade“, deren anspruchsvolle Violinsoli der Konzertmeister des Orchesters, Carlo Maria Parazzoli, meist mit der geforderten Brillanz servierte.

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