Dominic Thiem: Die Schläge eines wahren Titelanwärters

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Die deutliche Leistungssteigerung von Dominic Thiem beim Achtelfinalsieg über Gaël Monfils macht Hoffnung. Der 25-Jährige scheint endgültig in Roland Garros angekommen.

Dominic Thiem hat am Montag zum vierten Mal in Folge das Viertelfinale der French Open in Paris erreicht. Der Niederösterreicher bezwang den Franzosen Gaël Monfils auf dem Court Philippe-Chatrier deutlich mit 6:4, 6:4, 6:2. Damit ging auch das fünfte Duell der beiden an Thiem. Gegner im Kampf um den Einzug ins Halbfinale ist am Mittwoch der Russe Karen Chatschanow, der Juan Martin del Potro besiegte.

Das Gros der Fans auf dem größten Court der Anlage war auf einen offenen Schlagabtausch eingestellt, viele hatten gar eine Fünfsatzschlacht mit völlig offenem Ausgang erwartet. Nach nur 1:48 Stunden aber war die Show auf dem Chatrier vorüber, mit Monfils hatte Thiem den letzten noch im Bewerb verbliebenen Franzosen verabschiedet. „Das tut mir leid, aber ich musste es tun“, erklärte der 25-Jährige später schmunzelnd. Möglich machte das eine starke Vorstellung Thiems, „meine beste im bisherigen Turnierverlauf.“

Monfils hilft mit

Der Vorjahresfinalist hatte bereits beim Einschlagen am Vormittag „den Ball gut am Schläger gehabt“, also das richtige Gefühl entwickelt. Wenige Stunden danach sorgte auch Monfils für einen erhöhten Wohlfühlfaktor des Lichtenwörthers.

Der Mann aus Paris war in den ersten Games nur rein pyhsisch anwesend, mental aber wirkte er völlig abwesend. Der 32-Jährige beging zahlreiche unerzwungene Fehler. „Gaël hatte einen schwachen Start, das hat mir geholfen. Wenn man nach 20 Minuten mit 5:2 führt, ist das Leben schon etwas leichter“, wusste Thiem die Dinge richtig einzuordnen.

Das gefürchtete spielerische Feuerwerk zündete Monfils, der auf dem Weg ins Achtelfinale ohne Satzverlust geblieben war, zu keinem Zeitpunkt des Matches. Freilich auch deshalb, weil Thiem nur wenig zuließ. „Das war heute wirklich solide“, konstatierte Thiem, der sich nur in der Mitte des ersten Satzes eine kurze Schwächephase leistete und zwölf Punkte in Folge (von 5:1 auf 5:4) abgab. „Wenn ich aber so gespielt hätte wie in den ersten beiden Runden, hätte mich Gaël heute eiskalt weggespielt.“

Die Formkurve stimmt

Nach Startschwierigkeiten in den Anfangsrunden und dem „ersten Spiel ohne Auf und Abs“ im Achtelfinale scheint Thiem nun endgültig im Turnier angekommen. Die Formkurve stimmt, gerade rechtzeitig scheint der Schützling von Nicolás Massú spielerisch in Fahrt zu kommen. „Wichtig ist, dass ich ab jetzt mein bestes Tennis spiele.“

Dass die vermeintlichen Hauptkonkurrenten um den Titel in Roland Garros, Rafael Nadal und Novak Djokovic, bislang durch das Turnier spaziert sind, hat Thiem natürlich registriert. Die Favoriten gehen während der beiden Wochen in Paris nicht mit Scheuklappen über die Anlage, sie beobachten sehr aufmerksam, was die Konkurrenz macht, ob sie womöglich Schwächen offenbart.

Nadal, Djokovic und auch Roger Federer haben im Gegensatz zu Thiem eben diese bislang nicht offenbart. „Sie haben alle von der ersten Runde an ein sehr, sehr gutes Niveau gespielt.“ Thiem, das ist ihm bewusst, wird sich gegen Chatschanow nochmals steigern müssen. „Er spielt sehr schnell. Ich muss zuerst in die Offensive kommen.“

French Open Achtelfinale

Herren: Djokovic (SRB/1) - Struff (GER) 6:3, 6:2, 6:2. Thiem (AUT/4) - Monfils (FRA/14) 6:4, 6:4, 6:2. Chatschanow (RUS/10) - Del Potro (ARG/8)7:5, 6:3, 3:6, 6:3. Alexander Zverev (GER/5) - Fognini (ITA/9) 3:6, 6:2, 6:2, 7:6. Nishikori (JPN/7) - Paire (FRA) 6:2, 6:7, 6:2, 6:7, 7:5.

Damen: Halep (ROU/3) - Swiatek (POL) 6:1, 6:0. Barty (AUS/8) - Kenin (USA) 6:3, 3:6, 6:0. Keys (USA/14) - Siniakova (CZE) 6:2, 6:4. Anisimova (USA) - Bolsova (ESP/Q) 6:3, 6:0.

("Die Presse", Printausgabe 4.6.2019)

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