Fürst anschauen und „Gott erhalte“ singen

Kultur, Geld, Politik: Liechtenstein-Sammlung dient nicht nur der Kunst. Tschechen & Monarchie.

„Nein“, sagt die Prager Museumsdirektorin entschieden auf die Frage, ob Restitutionen an die Liechtenstein-Familie ein Thema seien – und noch einmal „Nein“ auf die Frage, ob die k. k. Vergangenheit des Landes junge Leute interessiere. „Ja“, beantwortet ihr Mitarbeiter ebenso entschieden die Frage, ob es in Tschechien eine Monarchienostalgie gebe: „Seit der Wende immer mehr!“ Auch dank der Popularität des früheren Außenministers Karl Schwarzenberg.

Man bekommt sehr unterschiedliche Auskünfte, fragt man in Tschechien nach dem Umgang mit der Historie. Das hat auch mit Parteipolitik zu tun. Die eingangs erwähnte, fließend Deutsch sprechende Museumsdirektorin, deren heute 90-jährige Mutter ein humanistisches Gymnasium absolvierte, aber wegen der Katastrophen des letzten Jahrhunderts beruflich chancenlos blieb, ja nicht einmal Malutensilien kaufen konnte, ist aus sozialdemokratischem Milieu. Ihr Mitarbeiter scheint eher konservativ zu sein. Er berichtet von Feierstunden für Otto von Habsburg auf tschechischen Schlössern. Man wirft sich sogar in die alten k. u. k. Uniformen und singt „Gott erhalte“.

„Entspannt“ sei das Verhältnis der Tschechen zur Monarchie, das ist die Einschätzung eines Diplomaten: Florian Haug leitet das Österreichische Kulturforum in Prag. Ressentiments gegen vermeintlich „dumme Blaublüter“ gebe es nicht in Tschechien, betont Haug. Bei der Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung „Klassizismus und Biedermeier“ im Prager Palais Waldstein vergangene Woche – welche die Liechtenstein-Sammlung gemeinsam mit Tschechien ausrichtete – schienen die zahlreichen Besucher vor allem gekommen, um den Fürsten zu sehen. „Gar keine kritischen Fragen“, wunderte sich Hans-Adam II.

Heikler war sein Handshake mit dem tschechischen Präsidenten Václav Klaus. Ende Mai sind Parlamentswahlen. Da könnte ein streitbarer Fürst, der z.B. Ländereien einfordert, stören. Es blieb wohl bei Höflichkeiten. Kunst, Finanz, Politik sind eng verflochten. Deutsche Museen bekommen keine fürstlichen Leihgaben mehr – seit den Kontroversen um Steuerflüchtlinge. bp

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2010)

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