Österreich und die Herrschaft der Bürokratie

Bedauerlicherweise noch ohne Frauenanteil, dafür aber mit Uniform: Vier Beamte aus der Endzeit der österreichisch-ungarischen Monarchie im Magazin der Universitätsbibliothek Wien (1907).
Bedauerlicherweise noch ohne Frauenanteil, dafür aber mit Uniform: Vier Beamte aus der Endzeit der österreichisch-ungarischen Monarchie im Magazin der Universitätsbibliothek Wien (1907).(c) Bauer, Ludwig / ÖNB-Bildarchiv (Bauer, Ludwig)
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Juristen, Spitzenbeamte, Sektionschefs übernehmen das Ruder des Staatsschiffs in politisch krisenhafter Zeit. Als gelernter Österreicher fragt man sich: Wer, wenn nicht sie?

„Und verwaltet wurde dieses Land in einer aufgeklärten, wenig fühlbaren, alle Spitzen vorsichtig beschneidenden Weise von der besten Bürokratie Europas.“ Eine ganze Zeitung könnte man füllen, nur mit der Analyse von Robert Musils ironiegetränkten Sätzen über Kakaniens Beamtenschaft. Nicht alle führten eine derart feine Klinge, der bürokratische Apparat war auch Zielscheibe von Spott und Hass, eigentlich seit es ihn gibt, und das geht immerhin bis zur Zeit Maria Theresias zurück.

So richtig geformt wurde das Beamtenideal unter ihrem Sohn Joseph II., einem Kaiser, der die Menschen nicht liebte. Nur durch eine durchrationalisierte Staatsmaschinerie von perfekten Verwaltern könne man Ordnung erzielen. In seinem berühmten „Hirtenbrief“ schrieb er über seine Beamten: „Nichts denken, nichts hören, nichts sehen, als was den Amtsgeschäften dient. Unnützes vermeiden, das Nutzbare aber ohne Rast und Ruh zu allen Tagen der Wochen, zu allen Stunden des Tages bis zur Erfüllung betreiben.“ Offenbar wollte der Kaiser eine seelenlose, pedantisch-nüchterne Ärmelschonerbrigade von untertänigen und zugleich autoritär auftretenden Bürokraten ohne eigene Meinung.

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