Abholtermin

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Paketlieferungen haben es an sich, glaube ich, dass der Empfänger unter gar keinen Umständen zu Hause sein darf.

Paketlieferungen haben es an sich, glaube ich, dass der Empfänger unter gar keinen Umständen zu Hause sein darf. Wenn der Lieferant eines Pakets vor dem Haus steht und pro forma klingelt, aber dann tatsächlich jemand die Tür aufmacht, weil er verschlafen hat, dann muss es sich für beide um eine total überraschende Situation handeln. Ich habe unlängst bei einem Online-Versandhandel ein paar Waren bestellt, und selbstverständlich wurde jedes einzelne Ding an verschiedenen Tagen mit unterschiedlichen Lieferfirmen an mich geschickt. Teil eins durfte ich in einem Farbenfachgeschäft selbst abholen, wobei der gut gelaunte Verkäufer meinen neuen Teppich ausführlich kommentiert, ihn aber glücklicherweise für schön befunden hat; was Teil zwei betrifft, bekam ich ein Post-it neben die Klingel geklebt, mit der Info, dass der Lieferant am nächsten Tag zu einer Zeit wiederkommen werde, zu der ich nicht zu Hause bin; damit ich Teil drei bekomme, so informierte mich ein weiteres Post-it, müsse ich anrufen und einen Abholtermin festlegen; von Teil vier fehlt jede Spur.

Abholtermin also. Ich rufe an, und eine weibliche Roboterstimme hält mir einen erhabenen Vortrag über Datenschutzrichtlinien. Dann soll ich eine Ziffer drücken und der Roboterin die Nummer der Paketsendung durchsagen. Ich mache das, sie wiederholt die Zahlen, und zwar korrekt.

Dann soll ich ihr meine Postleitzahl sagen, und sie beginnt mit der Nennung sämtlicher Abholstationen in der Nähe. Ich sage der Roboterin, dass ich einen Liefertermin wolle, und sie sagt „Mein Fehler“ und nennt mir die Adresse einer weiteren Abholstation. Weil ich nicht weiß, wie man mit Robotern streitet, sage ich „Okay, Abholstation“, und sie nennt mir die Adresse des am weitesten von mir entfernt liegenden Geschäftes zur Abholung. Ich sage aus Verzweiflung „Ja“, sie fragt „Ist das korrekt?“, ich frage „Was ist korrekt?“, und sie sagt, ich solle ihr meine Handynummer durchsagen. Ab jetzt wird das Gespräch immer wirrer, am Ende lege ich auf, ohne zu wissen, in welches Nirvana die Roboterin meinen Sessel hingeschickt hat. Mensch gegen Maschine, diesen Kampf werden wir niemals gewinnen.

E-Mails an: duygu.oezkan@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2019)

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