Italien: Prozess gegen migrantenfreundlichen Bürgermeister gestartet

APA/AFP/FILIPPO MONTEFORTE
  • Drucken

Dem mittlerweile suspendierten Domenico Lucano aus Kalabrien wird unter anderem Begünstigung der illegalen Einwanderung und Korruption vorgeworfen.

In der süditalienischen Stadt Locri hat am Dienstag ein Prozess gegen den mittlerweile suspendierten Bürgermeister des Dorfes Riace in Kalabrien, Domenico "Mimmo" Lucano, und gegen andere 26 Personen begonnen. Ihnen wird unter anderem Begünstigung der illegalen Einwanderung, Korruption, Amtsmissbrauch und Betrug auf Kosten des Staates vorgeworfen.

Die Ermittler verdächtigen Lucano unter anderem, zusammen mit seiner Partnerin Scheinehen von Migranten mit Einwohnern organisiert zu haben. Als Bürgermeister Riaces galt der 61-jährige Lucano international als Symbol für Toleranz. Er hatte in den vergangenen Jahren in seinem von Entvölkerung geprägten Dorf Hunderte Migranten aufgenommen und in die örtliche Wirtschaft integriert.

Anfang Oktober war er wegen Begünstigung illegaler Einwanderung vorübergehend festgenommen worden. Aus dem Hausarrest wurde Lucano entlassen, er musste aber dem Ort in Kalabrien den Rücken kehren. Im Oktober hatten tausende Menschen in Riace, in der süditalienischen Stadt Reggio Calabria und in Rom für die Freilassung Lucanos demonstriert.

Lucano beteuert seine Unschuld

Vor Beginn des Prozesses beteuerte Lucano seine Unschuld. "Ich habe immer für eine menschlichere Gesellschaft, für die Schwachen und Ausgegrenzten gearbeitet", sagte Lucano. Er könne ohne Einsatz für die Ärmsten nicht leben.

Lucanos Schwierigkeiten begannen im vergangenen Jahr, als die Polizei von Reggio Calabria eine Kontrolle in seiner Gemeinde anordnete. Festgestellt wurden Unregelmäßigkeiten im Umgang mit öffentlichen Geldern für die Versorgung der in der Gemeinde untergebrachten Migranten. Daraufhin wurde eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft der Stadt Locri eingeleitet, die zur Festnahme des Bürgermeisters führte. In Italien regiert seit einem Jahr eine Koalition aus rechtspopulistischer Lega und der Fünf-Sterne-Protestbewegung, die einen harten Anti-Migrations-Kurs fährt.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Migrantenfreundlicher Bürgermeister muss Heimatdorf Riace verlassen

Gegen Domenico Lucano wird wegen seines Umgangs mit öffentlichen Geldern für die Flüchtlingsversorgung ermittelt. Aus ganz Italien trafen Solidaritätserklärungen für ihn ein.
Riace a child is raised to the cry now arrest us all during the event Riace does not stop In 50
Außenpolitik

Innenminister Salvini lässt Flüchtlinge aus Dorf Riace wegbringen

Spitzenpolitiker der Opposition und Menschenrechtsorganisationen kritisierten den Beschluss des Innenministeriums. Anfang des Monats war der Bürgermeister des Ortes verhaftet worden.
Mimmo Lucano (links)
Weltjournal

Mimmo Lucano: Italiens Pro-Migranten-Bürgermeister in Haft

Lucanos Dorf Riace galt als Symbol für gelungene Integration.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.