EU-Kommission verbietet Stahlfusion von Thyssen und Tata

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Thyssenkrupp hatte Zusammengehen mit Tata Steel nach Gegenwind aus der EU-Kommission bereits Anfang Mai gestoppt.

Die EU-Kommission untersagt das von den Unternehmen bereits zu den Akten gelegte Stahlgemeinschaftsunternehmen zwischen ThyssenKrupp und Tata Steel nun offiziell. Die Fusion hätte eine Einschränkung des Wettbewerbs und einen Anstieg der Preise bestimmter Stahlsorten bewirkt, teilte die EU-Kommission am Dienstag mit.

Die beteiligten Unternehmen hätten keine geeigneten Abhilfemaßnahmen angeboten, um die Bedenken der Kommission auszuräumen.

Man untersage den Zusammenschluss, "um ernsthaften Schaden von europäischen Industriekunden und Verbrauchern abzuwenden", sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Dienstag in Brüssel. Stahl sei ein wichtiger Ausgangsstoff für Waren wie Lebensmittelkonserven und Autos. Millionen von Menschen in Europa arbeiteten in den einschlägigen Sektoren und die dort tätigen Unternehmen seien auf wettbewerbsfähige Stahlpreise angewiesen, um ihre Erzeugnisse weltweit absetzen zu können.

Thyssenkrupp hatte die Stahlfusion mit Tata bereits im Mai nach Gegenwind aus der EU-Kommission gestoppt. Durch den Zusammenschluss wäre Europas zweitgrößter Stahlkonzern mit rund 48.000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden entstanden. Thyssenkrupp wollte damit die Abhängigkeit vom schwankenden Stahlgeschäft verringern, das unter Überkapazitäten und dem Wettbewerbsdruck aus Asien leidet.

Konzern wird umgebaut

Mit den Fusionsplänen blies Konzernchef Guido Kerkhoff im Mai auch die geplante Aufspaltung des Konzerns in zwei eigenständige Aktiengesellschaften ab. Weitreichende Umbaubaupläne sehen nun aber den Abbau von 6000 Stellen vor. Um Geld in die leeren Kassen zu bekommen, soll die profitable Aufzugssparte des Konzerns teilweise an die Börse gebracht werden. Mit den Einnahmen will Kerkhoff die Weiterentwicklung der einzelnen Unternehmen im Konzern vorantreiben.

Das neue Konzept für Thyssenkrupp mit seinen rund 160.000 Mitarbeitern sieht eine Umwandlung der Konzernzentrale in eine schlanke Dachgesellschaft vor. Die einzelnen Sparten des Firmengeflechts aus Stahl, Autoteilen, Fabrikbau, Werften und Aufzügen sollen mehr Eigenständigkeit erhalten. Verbunden ist das Konzept mit erheblichen Einsparungen. Kerkhoff will die jährlichen Verwaltungskosten von derzeit 380 Millionen Euro auf unter 200 Millionen Euro in etwa halbieren.

(APA/Reuters/dpa)

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