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E-Health: Heimisches Start-up heimst Preise ein

(c) Getty Images/iStockphoto (metamorworks)
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Durch den digitalen Wandel machen Start-ups den etablierten Pharmafirmen zunehmend Konkurrenz. Mit dabei ist das österreichische Unternehmen Scarletred.

Der digitale Wandel wird den Gesundheitsmarkt nachhaltig verändern. Leicht werden es die etablierten Pharmafirmen dabei nicht haben. Auf der einen Seite drängen die Apples und Alphabets dieser Welt in den Life Sciences Markt und verstärken sich mit Zukäufen, wie jüngst die Google-Mutter Alphabet, die sich den Health-App-Entwickler Senosis schnappte. Auf der anderen Seite prognostizieren die Experten des global tätigen Wirtschaftsprüfungsunternehmens EY, dass Start-ups den großen Playern im Gesundheitsmarkt Marktanteile abjagen werden.  Start-ups wie das österreichische Unternehmen Scarletred, das im Vorjahr unter anderem mit einem spektakulären Crowdfunding auf sich aufmerksam gemacht hat. Fast 600.000 Euro steckten 459 Investoren in das E-Health-Unternehmen. Scarletred schaffte damit den Sprung in die Top zehn Crowdfundingprojekte des Jahres 2018.

Vier Jahre dauerte es, bis die Entwicklung von Scarletred Ende 2015 als CE Klasse I Medizinprodukt in Europa zugelassen wurde. „Die Idee zu Scarletred kam mir im Rahmen einer klinischen Studie bei Krebspatientinnen. Bei dieser Studie stellte sich das Problem, dass es keine geeigneten technischen Möglichkeiten gab, um die, durch die Strahlentherapie hervorgerufenen Veränderungen der Haut objektiv aufzuzeichnen“, erzählt Harald Schnidar, CEO und Gründer von Scarletred.  Das Einzige, was es damals gab, waren photometrische Instrumente zum Messen von Lackfarben. Die Marktlücke erkennend machte sich das Team um Schnidar daran eine App zu entwickeln, die darauf ausgerichtet ist Veränderungen der Haut zu messen und diese auch aufzuzeichnen. Die KI-gestützte Software ermöglicht die Erstellung von qualitativ hochwertigen Hautbildern, die anschließend analysiert werden können.

Smartphone und Patch

Die Anwendung beim Patienten ist simpel. Man benötigt lediglich ein Smartphone und einen farbigen Patch, der auf die Haut geklebt wird. Der Patch dient zur Kalibrierung der Bilder und soll verhindern, dass unterschiedliche Lichtverhältnisse die Qualität der Aufnahme beeinträchtigen. Die Bilder werden dann an eine Online-Plattform übermittelt, wo sie analysiert bzw. hinterlegt werden können. Hautärzte können so über einen längeren Zeitraum die Veränderungen des Hautbildes bei Patienten beobachten und im Falle einer Erkrankung mit anderen – anonymisierten – Hautbildern vergleichen. „Scarletred kann so den Hautarzt bei seiner Diagnose unterstützen“, meint Schnidar. Eingesetzt wird Scarletred derzeit vor allem in klinischen Studien, aktuell läuft gerade eine große in den Krankenhäusern Graz und Leoben mit rund 500 Patienten. Aber auch Kosmetikunternehmen wie L‘Oréal, Henkel oder Pharmaunternehmen wie Eli Lilly haben Scarletred bei verschiedenen Studien bereits eingesetzt.

Über 3000 verschiedene Hauterkrankungen

Das Marktpotenzial scheint riesig: Nicht nur, dass die Haut das größte Organ des Menschen ist, gibt es auch mehr als 3000 verschiedene Hauterkrankungen, die mit Hilfe der innovativen Softwarelösung rasch analysiert werden können. Neben einigen nationalen und internationalen Preisen – wie den WSA Young Innovators Preis – hat Scarletred erst kürzlich die Jury des Digital Impuls Award von Die Presse und Drei Austria überzeugen können. Das Startup holte sich den ersten Preis.

Scarletred gehört als einzige österreichische Firma auch zu jenen zehn Unternehmen, die kürzlich mit der Aufnahme in das Acceleration Programm Health Hub Vienna  geadelt wurden. Das von der UNIQA Stiftung und dem Hitech Inkubator INiTS ins Leben gerufene Programm soll junge Unternehmen dabei unterstützen ihre innovativen Produkte und Projekte rascher in den Markt zu bringen. Im mittlerweile dritten Programmdurchlauf des Health Hub Vienna (HHV) geht es laut den Initiatoren unter anderem darum, Start-ups in die Lage zu versetzen, mit ihren bahnbrechenden Innovationen die speziellen Herausforderungen des Gesundheitsbereichs in Österreich und Europa zu meistern. Übrigens: INiTS hat sich seit seiner Gründung 2002 als einer der besten akademischen Inkubatoren weltweit etabliert.

Innovationen von reiferen Start-ups

Die Teilnehmer des dritten Programms, das bis Ende Juni dauert, stammen aus insgesamt neun Ländern. „Wir haben diesmal nach praxiserprobten Innovationen von reiferen Start-ups gesucht. Für diese sind Acceleration Programme eigentlich weniger interessant als für Start-ups in der frühen Phase. Umso mehr hat uns gefreut, dass die Quantität und Qualität der pitchenden Start-ups extrem hoch war“, sagt  INiTs Geschäftsführerin Irene Fialka. Neben Scarletred aus Österreich und der deutschen Doctorly, die sich der Effizienzsteigerung von Arztpraxen verschrieben hat, findet sich im Programm auch das tschechische Unternehmen Datlowe das eine automatisierte, auf KI-basierte Technologie zur Früherkennung und Vermeidung von Krankenhausinfektionen, entwickelt.

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