2019 erreicht die seit Jahren anhaltende Begeisterung für Retro-Uhren einen neuen Höhepunkt.
Von Trend kann man hier eigentlich gar nicht mehr sprechen. Die Lust an Uhrendesigns von anno dazumal hält schon seit Jahren an – und erreicht immer mehr neue Höhen. Für einen zeitgemäßen Anspruch sorgt dabei der technische Fortschritt. Das heißt, die Hersteller setzen moderne Werke und Dichtungen sowie kratzfestes Saphirglas ein. So kommen Retrofans auf ihre Kosten, ohne auf technische Weiterentwicklungen verzichten zu müssen.
Die auffälligste Veränderung zu den Uhren aus vergangenen Tagen ist jedoch die Gehäusegröße. Diese wächst meist erheblich und wird so dem heutigen Geschmack angepasst. Denn Herrenuhren mit einem Durchmesser von 34 Millimetern, wie sie in den 1940er-Jahren modern waren, sind heute nicht mehr gefragt. Aber auch Details wie aufgemalte Ziffern, sehr kleine Kronen oder das Material des Armbandes werden dem Zeitgeist entsprechend verändert.
Was ist Retro und was ist Vintage? Retro-Uhren greifen Formen und Farben von alten Designs wieder auf. Es handelt sich dabei aber immer um neue Produkte. Bei Vintage-Modellen dagegen, geht es um gut erhaltene Originale aus vergangenen Jahrzehnten. Vintage-Uhren sind also tatsächlich alt, während Retro-Uhren neu sind, aber im alten Outfit erscheinen.
Bulgari „Gérald Genta 50th Anniversary“. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Marke Gérald Genta, die nach dem legendären Designer benannt und im Jahr 2000 von Bulgari übernommen worden ist, bringt die italienische Luxusmarke eine Platinuhr mit springender Stunde auf den Markt. Beigestellt Vacheron Constantin „Fiftysix Vollkalender“. Die Genfer Manufaktur verwendet für jede Kollektion einen anderen Blauton. Bei der von einer 1956 lancierten Uhr inspirierten Fiftysix ist es seit diesem Jahr Petrolblau. Die Farbe steht unter anderem dem 40 Millimeter großen Vollkalender mit präziser Mondphase gut zu Gesicht. In der Edelstahlschale schlägt das Manufaktur-Automatikkaliber 2460 QCL/1. Beigestellt Omega „De Ville Trésor 125th Anniversary Edition“. 1949 wurde die Trésor-Linie von Omega erstmalig lanciert. Beim Modell zum 125-jährigen Jubiläum des Namens Omega wird erstmals rotes Email verwendet. Das Herzstück ist aber das neue Kaliber 8929. Als Hommage an das berühmte 19-Linien-Omega-Werk handelt es sich dabei um das erste von der Marke entwickelte Master-Chronometer-Kaliber mit Handaufzug. Beigestellt Oris „Big Crown Pointer Date“. Oris hat das Zeigerdatum, genannt Pointer Date, bereits 1938 in einer Armbanduhr verwendet. Diesem Modell huldigt die Schweizer Marke mit der neuen „Big Crown Pointer Date“. An früher erinnern auch die Birnenzeiger, das dezente 36-Millimeter-Format und die geriffelte Lünette, die hier aus Bronze besteht. Das Sellita-Automatikkaliber SW 200 entspringt der Neuzeit. Beigestellt Carl F. Bucherer „Heritage Chrono Bicompax Annual“. Zwei Chronographenzähler, Lünette und Bedienelemente aus Roségold, Jahreskalender mit Fensteranzeigen für Großdatum und Monat: Mit diesem Rezept schafft die Uhrenmarke der Juwelierkette Bucherer einen ansprechenden Retrolook, der auf einem Modell von 1956 beruht. Den Antrieb des mit 41 Millimetern dezent dimensionierten Chronographen übernimmt ein Eta 2892 mit Chronographenmodul von Dubois Dépraz. Beigestellt Hamilton „Intra-Matic Auto Chrono“. Die Kombination aus Beige, Blau und Braun macht diesen Stopper, der von einem 1968er-Modell inspiriert ist, zu einem echten Designknaller. Und auch die technischen Merkmale bis hin zum Eta-basierten Automatikkaliber H-31 mit 60 Stunden Gangreserve überzeugen. Der Preis der 40 Millimeter messenden Stahluhr ist sehr fair. Beigestellt Chopard „Mille Miglia 2019 Race Edition“. Auch bei Chopard entsteht der attraktive Retrocharme durch die Kombination aus Stahl und Gold. Hinzu kommen ein gelochtes Lederband, wie es für (historisch inspirierte) Rennsportuhren typisch ist, und ein Armbandunterfutter aus Kautschuk, das an ein Dunlop-Reifenprofil aus den Sechzigerjahren erinnert. Für Vortrieb in der 44-Millimeter-Uhr sorgt ein chronometerzertifiziertes Eta 7750 mit Automatikaufzug. Beigestellt Zenith „Pilot Type 20 Extra Special Silver“. Die Linie Pilot Type 20 erinnert mit ihren individuell geformten Ziffern und Zeigern an die Armbanduhr, mit der der Flugpionier Louis Blériot 1909 den Ärmelkanal überflogen hat. Besonders mutig ist das neue 45-Millimeter-Stahlmodell gestaltet, dessen Zifferblatt wie die vernietete Außenhaut von Flugzeugen aussieht. Dahinter werkt das hauseigene Automatikkaliber Elite 679. Limitiert auf 250 Stück. Beigestellt IWC „Pilot’s Watch Chronograph Spitfire“. Bei der Überarbeitung seiner Fliegeruhrenlinien Top Gun und Spitfire hat IWC nicht nur attraktive Bronze- und Keramikuhren vorgestellt, sondern auch historisch anmutende Stahlmodelle mit zweifarbiger Leuchtmasse. Besonders attraktiv ist der 41 Millimeter große „Pilot’s Watch Chronograph Spitfire“ mit Manufakturkaliber 69380. Beigestellt Breitling „Navitimer Ref. 806 1959 Re-Edition“. 40,9 Millimeter groß, durchgehend schwarzes Zifferblatt, Acrylglas, Lünette mit Perlenrändelung, geschlossener Stahlboden: Diese Uhr ist der 60 Jahre jüngere Doppelgänger der „Referenz 806“ von 1959. Breitling hat sogar das eigene Automatikkaliber B01 mit Chronometerzertifikat zum Handaufzugskaliber B09 umgebaut. Auf 1959 Exemplare limitiert. Beigestellt Tudor „Black Bay Chrono S&G“. Wie lässt man einen Bicompax-Chronographen noch historischer aussehen? Indem man ihm ein Bicolorgehäuse aus Stahl und Gold spendiert! So hat es Tudor 2019 mit seinem Black-Bay-Chronographen gemacht, in dessen 41-Millimeter-Schale das chronometerzertifizierte Automatikkaliber MT5813 auf Basis des Breitling B01 tickt. Beigestellt Blancpain „Fifty Fathoms Automatique“. Die Basisversion der Fifty Fathoms sieht heute noch der Ursprungsversion von 1953 ähnlich, die – kurz vor der Rolex „Submariner“ vorgestellt – als erste Taucherarmbanduhr im modernen Sinn gelten darf. Das Gehäuse misst heute 45 Millimeter, beinhaltet das Manufaktur-Automatikkaliber 1315 mit Siliziumspirale und ist bis zu 300 Meter wasserdicht. Nun kommt zusätzlich zur Stahlversion das abgebildete Modell aus dem Leichtmetall Titan. Beigestellt Tissot „Heritage 1973“. Dieser spannende Rennsportstopper ist an ein Modell von 1973 angelehnt, wurde aber deutlich dynamischer gestaltet. Das 43 Millimeter große Stahlgehäuse beherbergt ein Eta 7753. Limitiert auf 1973 Exemplare. Beigestellt Anonimo „Nautilo Vintage“. Für die attraktive Retroversion seiner Nautilo verwendet Anonimo Strich- statt Punktindexe, balkenförmige statt spitz zulaufende Zeiger und eine schmalere Keramiklünette. 42 Millimeter misst die Stahlschale, in der das Sellita-Automatikkaliber SW 200 arbeitet. Beigestellt Union Glashütte „Belisar Chronograph“. Neben den modernen Varianten des 43 Millimeter großen Belisar Chronographen stellt die Glashütter Marke auch regelmäßig Retromodelle vor. Neu ist die Ausführung mit beigefarbenem Zifferblatt und schwarz abgesetzten Chronographenzählern. Auch die Tachymeterskala – an sich schon ein nostalgisches Gestaltungselement – ist dunkel hervorgehoben. Das Automatikkaliber UNG-27.01 mit 60 Stunden Gangreserve basiert auf dem Klassiker Eta 7753. Beigestellt Seiko „ Prospex The 1970 Diver’s Re-creation Limited Edition“. Die neue Edelstahltaucheruhr misst mit 45 Millimetern ein wenig mehr als das Original von 1970, und die Wasserdichtheit wurde von 150 auf 200 Meter erhöht. Den Antrieb besorgt, wie immer bei Seiko, ein selbst konstruiertes und produziertes Uhrwerk, in diesem Fall das Automatikkaliber 8L35. Beigestellt Montblanc „1858 Automatic Chronograph Limited Edition“. Bicompax-Chronographen bieten dank ihrer symmetrischen Zifferblattaufteilung meist eine nostalgische Optik. Montblanc kombiniert diese 2019 mit der Trendfarbe Grün. Im Innern des 42-Millimeter-Bronzegehäuses schlägt ein modifiziertes Eta 7753. Limitiert auf 1858 Exemplare. Beigestellt TAG Heuer „Autavia Calibre 5 Isograph“. Die Autavia wird von TAG Heuer 2019 als eigenständige Kollektion wiedereingeführt. Das Automatikwerk Calibre 5 basiert auf dem Eta 2824, ist aber mit der neuen, von TAG Heuer selbst produzierten Spiralfeder aus Carbon-Verbundwerkstoff ausgestattet. Den deutlichsten optischen Unterschied macht die Krone: Sie ist nicht nur deutlich größer geworden, sondern auch mit einer Rille in der Mitte versehen. Damit spielt sie auf historische Heuer-Borduhren aus den 1930er- bis 1950er-Jahren an. Beigestellt ("Luxury Times", Print-Ausgabe, 10.03.2019)
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