Das junge Mittelfeld-Duo Konrad Laimer und Xaver Schlager hielt beim 4:1 in Nordmazedonien die Schlagzahl hoch. Trotz „neunstelliger“ Chancenanzahl aber fehlt der Torjäger.
Wien. Das Fußball-Nationalteam nimmt wieder Kurs auf die EM 2020. Drei Tage nach dem Sieg gegen Slowenien legte Österreich in Nordmazedonien einen 4:1-Erfolg nach, womit der Blick auf die Tabelle der Gruppe G optimistisch stimmt. Nur noch ein Punkt fehlt auf Rang zwei, der zur Teilnahme an der paneuropäischen Endrunde berechtigt. „Kompliment an jeden einzelnen Spieler, das war eine tolle Mannschaftsleistung“, lobte Teamchef Franco Foda. „Die Mannschaft hat beweisen, dass sie dem Druck standhalten kann.“
Wer nach dem Rückstand durch ein kapitales Missverständnis zwischen Martin Hinteregger und Heinz Lindner einen erneuten Selbstfaller der Kategorie wie zuletzt in Haifa befürchtete, wurde diesmal eines Besseren belehrt. In Skopje entschädigte Österreich mit aggressivem Pressing und direktem Angriffsspiel für so manchen lethargischen Auftritt, auch wenn nicht alles aufging und ein echter Goalgetter nach wie vor schmerzhaft vermisst wird. Derart viele Topchancen hat sich eine ÖFB-Auswahl schon lange nicht mehr erspielt (!), unabhängig davon, ob wie am Montag der Gegner zum Teil bereitwillig mithalf.
„Ich glaube, das kann achtstellig, neunstellig ausgehen“, erheiterte Marko Arnautovic, der Kapitän an diesem Abend, in typischer Manier und legte sich letztlich fest: „Wenn alle reingehen, kann es 9:1 ausgehen.“ Die mangelnde Chancenverwertung war das Einzige neben dem billigen Eigentor, was auch Foda nach dem Schlusspfiff kritisieren wollte: „Wir hätten das eine oder andere Tor mehr erzielen müssen, doch wir sind zufrieden.“
Schließlich tat sich Österreich gerade mit den Pflichtsiegen bei kleinen Gegnern in der Vergangenheit oft schwer. Der Sieg in Skopje war der dritte im sechsten Auswärtsspiel unter Foda nach jenen in der Nations League in Nordirland (2:1) und in einem Freundschaftsspiel in Luxemburg (4:0). Vier Auswärtstore oder noch mehr gelangen zuvor in der sechsjährigen Ära von Vorgänger Marcel Koller nur zweimal: Im Zuge der erfolgreichen EM-Qualifikation 2015 in Schweden (4:1) und Liechtenstein (5:0).
Die Red-Bull-Achse
In Skopje gab die Red-Bull-Achse Takt und Tempo vor: Mit Hinteregger, Stefan Lainer, Andreas Ulmer, Konrad Laimer, Xaver Schlager, Stefan Ilsanker, Valentino Lazaro und Marcel Sabitzer standen acht ehemalige oder aktuelle Salzburg-Spieler in der Startelf. Insbesondere das Mittelfeld-Duo Laimer (drei Assists) und Schlager zauberte eine neue Intensität auf den Rasen. „Was der heute abgeliefert hat – überragend“, schwärmte Aleksandar Dragovic über Debütant Laimer, ähnlich äußerte sich Arnautovic über dessen Nebenmann: „Ich weiß nicht, was der getrunken oder gegessen hat. In zwei Spielen solche Meter zu machen, ist Wahnsinn. Er hat eine große Zukunft vor sich.“
Auch privat verstehen sich Laimer und Schlager, die sich aus dem Salzburg-Nachwuchs kennen, bestens, werden nun ein paar Tage auf Mallorca urlauben. Danach fährt Schlager, 21, zur U21-EM, der ein Jahr ältere Leipzig-Profi muss auf Klubgeheiß zuschauen. Laimer stellt jedoch keine Ansprüche, auch nicht auf einen Stammplatz. „Ich habe einen guten Eindruck hinterlassen, den Rest kann ich nicht beeinflussen.“ In dieser Form scheinen beide im Herbst gegen Schlusslicht Lettland (6.9.) und bei Spitzenreiter Polen (9.9.) unverzichtbar. Die abschließenden Heimspiele gegen Israel (10.10) und Nordmazedonien (16.11) werden im Wiener Happel-Stadion stattfinden, gab der ÖFB bekannt.
EM-Qualifikation Gruppe G
1. Polen 4 4 0 0 8 0 12
2. Israel 4 2 1 1 8 7 7
3. Österreich 4 2 0 2 7 6 6
4. Slowenien 4 1 2 1 7 3 5
5. Nordmazedonien 4 1 1 2 5 7 4
6. Lettland 4 0 0 4 1 13 0
ÖFB-Ergebnisse: Nordmazedonien – Österreich 1:4, Österreich – Slowenien 1:0, Österreich – Polen 0:1, Israel – Österreich 4:2.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2019)