Europol: "Frauen wurden für den IS unverzichtbar"

APA/AFP/DELIL SOULEIMAN
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Die Terrormiliz Islamischer Staat wirbt immer mehr gezielt Frauen an - sowohl für Kämpfe an der Front als auch für Terroranschläge im Westen, sagt die EU-Polizeibehörde.

Im Kampf für das Kalifat setzt die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) nach einer Studie von Europol zunehmend auf Frauen. Sowohl für Kämpfe an der Front als auch für Terroranschläge im Westen würden Frauen geworben, berichteten Experten von Europol am Freitag in Den Haag bei der Vorlage einer neuen Studie.

Seit den Verlusten des IS in Syrien würden Frauen auch zunehmend zum Kampf mit der Waffe aufgerufen und würden Kämpferinnen gefeiert, sagte Europol-Direktorin Catherine De Bolle. Die Zahl der weiblichen Jihadisten werde zunehmen, sagen die Experten des europäischen Anti-Terror-Zentrums bei Europol voraus. Im vergangenen Jahr waren bereits 15 Prozent der in der EU verurteilten ehemaligen IS-Kämpfer Frauen. Tendenz steigend.

"Frauen wurden für den IS unverzichtbar sowohl in Kampfgebieten als auch im Westen", sagte De Bolle. Die Terrororganisation stelle es als "moralische Pflicht" der Frauen dar, sich am Jihad zu beteiligen. Die Experten von Europol hatten die Online-Propaganda des IS analysiert und stellten eine bemerkenswerte Grenzverlegung fest. In Zukunft würden Frauen nicht nur im Jihad eine aktivere Rolle spielen.

Keine Ausreden für IS-Frauen

Dennoch hat sich die Ideologie des IS nicht geändert. Danach haben Frauen vorrangig die Aufgabe, ihren Mann zu Hause zu unterstützen, Kinder zu bekommen und sie im Sinne des IS zu erziehen. Zugleich aber, so betonten die Experten in Den Haag, würden Frauen als unverzichtbar gesehen für den Aufbau des Kalifats. Sie seien aktiv in Medien, bei der Gesundheitsversorgung und der Bildung. Das unterscheidet den IS damit deutlich von anderen islamistischen Organisationen wie den Taliban in Afghanistan oder Boko Haram.

Die Experten untersuchten nicht, warum gerade westliche Frauen sich dem Jihad anschließen. Sie wollten sich auch nicht dazu äußern, wie EU-Mitgliedsstaaten mit den Frauen umgehen sollen, die nun aus dem Konfliktgebiet heimkehren wollen. "Diese Fälle muss man individuell bewerten", meint die Europol-Direktorin.

Doch macht die Studie auch Schluss mit Mythen: Die IS-Frauen können nicht länger behaupten, sie hätten von dem Terror und den Zielen des IS nichts gewusst. Im Gegenteil: Der IS ist dem Bericht zufolge in seiner Propaganda fast schonungslos offen. Das Leben im Kalifat werde in allen Härten dargestellt, sagte die Direktorin. "Da gibt es keine rosarote Brille."

Außerdem können sich die Frauen von IS-Kämpfern nicht länger darauf berufen, dass sie ja nur zu Hause am Herd gestanden oder die Kinder gehütet hätten. Musliminnen seien sehr direkt auf ihre individuelle Pflicht für den Jihad angesprochen worden. "Als Belohnung wurde ihnen der Weg ins Paradies versprochen", sagte die Direktorin.

(APA/dpa)

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