Nach dem plötzlichen Ableben des islamistischen Ex-Präsidenten fürchtet die Regierung neue Proteste. Menschenrechtsorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen das Regime.
Kairo. Nur wenige Stunden nachdem der ehemalige ägyptische Präsident Mohammed Mursi am Montag im Gerichtssaal in Kairo zusammengebrochen und gestorben war, wurde er ohne großes Aufsehen auf einem Friedhof im Osten der ägyptischen Hauptstadt beerdigt. Die ägyptischen Behörden hatten es offensichtlich eilig, den einzigen in freien Wahlen bestimmten Präsidenten in der Geschichte Ägyptens unter großen Sicherheitsvorkehrungen und nur im Beisein seiner beiden Söhne, seiner Frau und anderer enger Familienmitglieder zu begraben. Ein öffentliches Begräbnis in seinem Heimatort im Nildelta, um das seine Familie gebeten hatte, wurde ihm verwehrt.
Diese Episode zeigt, wie nervös das Regime ist – obwohl der jetzige Präsident und ehemalige Militärchef, Abdel Fatah al-Sisi, der den Muslimbruder Mursi mithilfe des Militärs 2013 gestürzt hatte, scheinbar fest im Sattel sitzt.
Der Sicherheitsapparat lässt aus Sorge vor einer Wiederholung eines Aufstandes wie zu Zeiten von Ex-Diktator Hosni Mubarak keinerlei politischen Spielraum zu. In den staatlichen Medien wurde der Tod Mursis, der offiziell an einem Herzinfarkt gestorben ist, eher als Randnotiz vermeldet. Ganz anders in den sozialen Medien des Landes, in denen Todesumstände zum Topthema wurden: Schnell verbreitete sich der Vorwurf, die Behörden hätten Mursis Tod provoziert.