Dönerverkäufer? Elyas M'Bareks wunder Punkt

Elyas M'Barek
Elyas M'Barekimago images / Future Image
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Unter welchen Umständen wäre aus Elyas M'Bareks Figur in „Der Fall Collini" ein Dönerverkäufer geworden? Schon erstaunlich, mit welchen Absurditäten man jemanden kränken kann.

Es gibt da diese Szene in dem Film „Der Fall Collini“, der immer noch in einigen Kinos läuft. „Ohne ihn würdest du jetzt im Dönerladen stehen“, sagt eine aufgebrachte Alexandra Maria Lara zu Elyas M'Barek. Ein Tiefschlag, der es verdient, näher betrachtet zu werden.

Also: Elyas M'Barek ist ein Anwalt mit türkischer Mutter und deutschem Vater. Ein ehrgeiziger, smarter Typ. Caspar sein Name. Alexandra Maria Lara wiederum spielt Johanna, die Enkelin eines reichen Geschäftsmanns, der Caspar als Kind unter seine Fittiche genommen und gefördert hat. Caspar und Johanna waren als Jugendliche ein Paar, verloren sich dann aus den Augen und haben nun – durch einen traurigen Anlass, nämlich der Ermordung ihres Großvaters – wieder zueinandergefunden.

Dass Caspar den Mörder ihres Großvaters verteidigt und den Fall trotz Befangenheit nicht abgibt, will Johanna nicht akzeptieren. Es kommt zum Streit, und sie wirft ihm besagten Satz an den Kopf. Obwohl sie weiß, dass er niemals in einem Dönerladen gelandet wäre. Obwohl die beiden miteinander aufgewachsen sind. Obwohl er ihr bester Freund und Liebhaber ist. Auch er ist sich natürlich im Klaren darüber, dass dieser Vorwurf absurd ist und nicht ansatzweise stimmt.

Dennoch trifft sie ihn damit. Härter als mit jeder anderen Beleidigung. Einfach, weil er weiß, dass sie ihm die größtmögliche Verletzung zufügen will und dafür bewusst seinen wunden Punkt sucht. Gewissermaßen den leichtesten Weg geht, um jemandem wehzutun, der sie näher an sich herangelassen hat als jeden anderen Menschen. Wie erbärmlich, will man sagen.

Aber tun wir das nicht alle? Wer trägt schon einen Konflikt ohne Tiefschläge aus? Wer meidet im Infight den wunden Punkt seines Gegenübers? Auch Caspar nicht. Denn als sich herausstellt, dass Johannas Großvater vor seiner Zeit als Philanthrop ein SS-Offizier war, der willkürlich Menschen getötet hat, lässt er sie in ihrem Elend zurück. „Bin ich das alles auch?“, fragt sie ihn noch verzweifelt. „Du bist, wer du bist“, sagt er nicht ohne Genugtuung. Und verharrt noch einen Augenblick neben ihr. Sitzt sich gut, auf einer wunden Stelle.

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