Commerzbank-Übernahme liegt bei Unicredit vorerst auf Eis

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Die italienische Bank-Austria-Mutter UniCredit hatte im Frühjahr ihre Vorbereitungen für ein mögliches Übernahmeangebot für die Commerzbank vorangetrieben. Nun gibt es eine Verschnaufpause.

Die italienische Großbank UniCredit hat Insidern zufolge ihre Pläne für eine Übernahme der Commerzbank vorerst auf Eis gelegt. Die Commerzbank sei so kurz nach den Ende April gescheiterten Fusionsgesprächen mit der Deutschen Bank nicht bereit zu Verhandlungen mit der HVB-Mutter, sagten vier mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

"Die Commerzbank hat UniCredit gesagt, sie brauche Zeit, um ihre Optionen zu prüfen", sagte einer der Insider. Die beiden Banken lehnten eine Stellungnahme ab.

Die italienische Bank-Austria-Mutter UniCredit hatte im Frühjahr ihre Vorbereitungen für ein mögliches Übernahmeangebot für die Commerzbank vorangetrieben. Dazu hatten die Italiener die Investmentbanken Lazard und JP Morgan als Berater engagiert, wie Insider im Mai gesagt hatten.

Der Mailänder Finanzkonzern, der 2005 bereits die Münchener HypoVereinbank (HVB) schluckte, ist schon seit längerem an einem Ausbau seines Deutschland-Geschäfts interessiert. Mit einem Börsenwert von aktuell rund 24 Milliarden Euro bringen die Italiener rund drei Mal so viel auf die Waage wie das Frankfurter Geldhaus.

Die Pläne für einen Zusammenschluss mit der Commerzbank seien bereits weit vorangeschritten, sagten die Insider. Demnach wollte UniCredit die HVB und Teile des Osteuropa-Geschäfts mit der Commerzbank zusammenlegen. Das Italien-Geschäft wollte UniCredit abtrennen und abschirmen, sagte einer der Insider. Das fusionierte Deutschland-Geschäft sollte in Frankfurt börsennotiert sein, an seinem Firmensitz und der Börsennotierung in Mailand wollte UniCredit jedoch festhalten. Um die Übernahme zu finanzieren, bräuchten die Italiener eine 5 bis 7 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung, sagten zwei Banker.

Commerzbank will keine zweite Schlappe

UniCredit-Chef Jean Pierre Mustier suche nach einem Weg, um die skeptischen Entscheidungsträger in Deutschland zu überzeugen, sagte ein zweiter Insider. Schließlich hat der deutsche Bund mit seinem Anteil von gut 15 Prozent bei der Commerzbank ein gewichtiges Wort mitzureden. Als ein Hindernis für eine Fusion gilt der riesige Bestand an italienischen Staatsanleihen in den Büchern der UniCredit, der zuletzt bei 54 Milliarden Euro lag und den Mustier reduzieren will.

Nach Aussage von zwei Insidern ist die Commerzbank zu Gesprächen über ein Zusammengehen nur bereit, falls man sich des Erfolgs sicher sein könne. Nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank könne man sich eine erneute Schlappe nicht leisten.

Beide Banken arbeiten aktuell an neuen Strategien, die sie noch im Laufe des Jahres der Öffentlichkeit vorstellen wollen. Dabei prüfe die Commerzbank sowohl Möglichkeiten für Wachstum aus eigener Kraft als auch durch Fusionen und Zukäufe, hatte Vorstands-Chef Martin Zielke Ende Mai auf der Hauptversammlung gesagt. Mitte September trifft sich der Aufsichtsrat zu seiner jährlichen Strategiesitzung, danach will die Commerzbank ihre Planungen auf einem Investorentag präsentieren. UniCredit-Chef Mustier will am 3. Dezember einen neuen Mehrjahresplan vorstellen.

(APA/Reuters)

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