Statt Meistertitel: Austria feiert Vorherrschaft in Wien

Die Austrianer feiern trotzdem
Die Austrianer feiern trotzdem(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Ort)
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Weder vom verpassten Meister-Titel noch vom strömenden Regen ließen sich die violetten Fans und Spieler die Feier-Laune verderben.

"Veilchenwunder 2010" - die Hoffnungen, die die Austria-Fans am Donnerstag im Heimspiel gegen die SV Ried auf einem riesigen Transparent in violetter Schrift kundtaten, haben sich nicht erfüllt. Fußball-Meister ist wieder Red Bull Salzburg. Der Stimmung im Horr-Stadion tat dies letztlich aber überhaupt keinen Abbruch. 13.500 Zuschauer freuten sich im strömenden Regen über ein 2:0 zum Kehraus und die Vize-Würde. Statt einer Meister-Party wurde eben der Abschluss einer erfolgreichen Saison gefeiert.

"Heute sind wir die Nummer eins von Wien, im nächsten Jahr die Nummer eins von Österreich", rief Austria-Präsident Wolfgang Katzian via Lautsprecher der violetten Familie zu, die den zweiten Platz vor Rapid fast so ausgelassen feierte wie einen Titelgewinn. Die Saison könne sich sehen lassen, resümierte der SP-Gewerkschafter und -Nationalrat. Der kleine Ärger, den großen Coup in der letzten Runde mit Schützenhilfe nicht geschafft zu haben, weil die "Bullen" in Graz den Matchball mit dem 2:0 nützten, war verfolgen. Es war praktisch schon um 16.15 Uhr, als in Graz das zweite Tor fiel, alles gelaufen.

"Schnick, Schnack, Schnuck"

Die Ankündigung seines Chef nach dem Schlusspfiff nahm der stets ruhige und besonnene Karl Daxbacher eher gelassen auf. "Das hat er mehr zu den Fans gesagt. Es ist aber ein großer Rucksack für die nächste Saison. Es kann jedoch nicht anders sein, dass der Titelfavorit wieder Salzburg heißt", sagte der Austria-Coach, der nach dem Zieleinlauf vom Schlechtwetter gezeichnet, aber nicht enttäuscht war. Wie die Spieler trug er ein violettes Leiberl mit der Aufschrift "Schnick, Schnack, Schnuck" in Anspielung auf das Freistoß-Tor von Junuzovic in Salzburg, der sich die Schützenrolle zuvor mit Liendl ausgeknobelt hatte.

"Wir haben den Pflichtsieg erreicht. Die Enttäuschung hält sich in Grenzen. Ich wäre nur dann enttäuscht gewesen, wenn wir nicht gewonnen hätten und Rapid in der Tabelle wieder an uns wieder vorbeigezogen wäre", stellte der 57-Jährige nach seinem 40. Erfolg im 72. Liga-Spiel als Austria-Trainer zufrieden fest. Und neben dem "runden" Sieg stellte seine Mannschaft mit 75 Zählern auch noch einen neuen klubinternen Punkterekord auf. Die Teilnahme an der Europa League, das Saisonziel, war schon Wochen vorher fixiert worden.

Gegen Ende der Saison habe ein Leistungsschub eingesetzt und durch die Erfolge wäre dazu ein gesteigertes Selbstvertrauen entstanden, meinte er zu dem tollen Endspurt. An etwaigen Spekulationen und Diskussionen, dass sich Sturm gegen die "Bullen" für das ÖFB-Cup-Finale am Sonntag gegen Aufsteiger Wiener Neustadt geschont habe, wollte sich Daxbacher nicht beteiligen. Als prägendes Ereignis der Saison blieb ihm vielmehr das 5:4 vom 24. Juli in Linz gegen den Lask in Erinnerung. "Vier Tore innerhalb von 14 Minuten zu kassieren und noch dazu gegen meinen Ex-Verein, das tat schon weh", gestand der Niederösterreicher.

"Wird eher schwieriger als leichter"

Er vergaß auch nicht die vielen knappen Siege, darunter zwölfmal nur 1:0 (Bundesliga-Rekord), die seine Elf feierte. Einen solchen Lauf zu wiederholen, werde ganz schwer werden, merkte Daxbacher realistisch an. 2011, im Jahr des 100. Geburtstages der Favoritner, den Titel zu holen, wäre für alle wohl das schönste Präsent. "Die Salzburger werden wieder aufrüsten, daher wird es für uns schwieriger als leichter", betonte Daxbacher. Man habe sich die Latte sehr hoch gelegt, doch könne sich jeder Einzelne noch verbessern.

Jetzt, vor dem Urlaub bis 6. Juni, genoss er vielmehr das Erreichte. Dass die Jungen wie Dragovic, Liendl oder Lindner, aber auch ein Leovac, der sofort dagewesen wäre, so stark seien, das habe keiner erwarten dürfen. "Denn bei der Austria ist der Druck viel größer als in Kapfenberg, Kärnten oder beim Lask, wo diese jungen Spieler vorher gespielt haben. Als Austrianer kann man sich kein schlechtes Spiel leisten, diesem Druck muss man standhalten, wenn man hier ist", sagte Daxbacher.

In den vergangenen Wochen waren stets zehn Österreicher und mit dem Tschechen Tomas Jun nur ein Ausländer in seiner Startelf gestanden. "Die haben aber alle nur gespielt, weil ich mich auf sie verlassen kann. Ich möchte nochmals betonen, dass ich ein Förderer von Leistung, nicht der Jugend bin. Bei mir spielt auf einer Position immer nur der Beste, und nicht weil einer jung ist oder 20 Millionen gekostet hat. Das ist für mich egal, für mich zählt nur die Leistung", nannte der Austria-Feldherr die Gründe seiner erfolgreichen Arbeit.

Diese wurde auch von den AG-Vorständen gelobt. "Wir haben unsere Aufgabe erfüllt, alles andere lag nicht mehr in unserer Macht. Im letzten Drittel der Saison haben wir eine tolle Serie hingelegt. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie topfit und zurecht die Nummer eins von Wien ist", freute sich der für den Sportbereich zuständige Thomas Parits, sein "wirtschaftlicher" Kollege Markus Kraetschmer richtete ebenfalls Gratulationen an die Salzburger, die ein würdiger Meister seien. "Wir haben unsere Prüfung bestanden. Danke an Spieler, Trainer und Fans für eine unglaubliche Saison", sagte der Manager.

Vor dem letzten Saisonspiel waren Rubin Okotie, der von einigen Fans ausgepfiffen wurde, Jacek Bak, Michael Madl, Eldar Topic, Matthias Hattenberger, Emin Sulimani und Mamadou Diabang, die den Verein verlassen, mit Blumen und Geschenken offiziell verabschiedet worden. Neu geholt wurden bisher Georg Magreitter (Lask), Patrick Salomon (Austria Lustenau) und Peter Hlinka (Sturm Graz). "Dazu kommen noch zwei bis drei Neue, mit denen verhandelt wird. Vielleicht ist ein Ausländer dabei", verriet Parits.

(APA)

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