Schwangere Frau, die angeschossen wurde, ist in Alabama selbst angeklagt

Eine Frau war im fünften Monat schwanger, als ihr bei einem Streit in den Bauch geschossen wurde. Sie verlor das Baby - nun ist sie wegen Totschlags angeklagt.

Die nun 27-jährige Marshae Jones aus dem US-Bundesstaat Alabama war im fünften Monat schwanger, als ihr im Dezember in den Bauch geschossen wurde und sie dabei ihr ungeborenes Baby verlor. Nun steht sie wegen Totschlags vor Gericht, berichten zahlreiche US-amerikanische Medien. Der Klage gegen die Frau, die den Schuss abgefeuert hat, wurde nicht statt gegeben.

Booking photo of Marshae Jones, in Birmingham, Alabama
Booking photo of Marshae Jones, in Birmingham, AlabamaREUTERS

Die Polizei vertritt die Ansicht, dass sie bestraft werden könne, weil sie den Streit, der letztlich zu dem Schuss führte, begonnen habe und der Gefahr nicht ausgewichen sei. „Das einzig wahre Opfer in diesem Fall war das ungeborene Baby“, wird ein Polizeivertreter aus Pleasant Grove, Alabama, auf der örtlichen Nachrichtenseite „AL.com“ zitiert. Ursprünglich sei eine Anklage wegen Mordes geplant gewesen, die nun auf Totschlag geändert wurde.

Der Fall empört Aktivisten - zu einer Zeit, in der der Bundesstaat Alabama, was seine restriktiven reproduktiven Rechte angeht, ohnehin im Kreuzfeuer der internationalen Kritik steht: Im Mai wurde ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Schwangerschaftsabbrüche nahezu gänzlich verbietet, selbst nach Vergewaltigungen oder in Fällen von Inzest. Laut „New York Times“ ist Alabama zudem einer von 38 Bundesstaaten, in denen auch Föten als Opfer einer Gewalttat gegen schwangere Frauen anerkannt werden.

Schwangere Frau sei mitverantwortlich

Noch ist unklar, was bei dem Streit im Dezember genau passiert ist. Medienberichtenzufolge ging es um den Vater des Kindes. Marshae Jones soll nach dem Schuss operiert worden sein, das ungeborene Kind konnte aber nicht gerettet werden. Wenn eine im fünften Monat Schwangere einen Streit mit einer anderen Person beginnt, wird der Polizeivertreter Lt Danny Reid zitiert, sei sie auch mitverantwortlich für jede Verletzung, die ihr Kind betrifft. Die Mutter solle keine unnötigen Gefahren provozieren.

Die Organisation Yellowhammer Fund, die schwangere Frauen in Alabama, die eine Abtreibung wollen, finanziell unterstützt, will auch Marshae Jones mit einem Anwalt zur Seite stehen. Die National Abortion Federation, eine Organisation von Anbietern von Abtreibungen, zeigte sich in einem Statement erschüttert: „So werden Menschen - vor allem farbige Frauen - schon jetzt bestraft und ihre Schwangerschaften krimininalisiert."

(Red.)

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