Der erste amtierende US-Präsident auf nordkoreanischem Boden

Bringen dieses historische Treffen den Prozess der Atomabrüstung in Nordkorea tatsächlich weiter? Dazu bräuchte es konkrete Maßnahmen Pjöngjangs, etwa beim Abbau von Atomanlagen.
Bringen dieses historische Treffen den Prozess der Atomabrüstung in Nordkorea tatsächlich weiter? Dazu bräuchte es konkrete Maßnahmen Pjöngjangs, etwa beim Abbau von Atomanlagen.REUTERS
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Donald Trump und Kim Jong-un trafen einander an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea - und überschritten sie. Die Gespräche zur Atomabrüstung Nordkoreas sollen wieder aufgenommen werden.

US-Präsident Donald Trump hat sich am Sonntag an der innerkoreanischen Grenzlinie mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un getroffen - für immerhin eine Stunde. Und nicht, wie er am Tag zuvor ankündigte, nur für zwei Minuten. Direkt an der Demarkationslinie schüttelten sich beide die Hände. Als erster amtierender US-Präsident betrat Trump dann den Boden des stalinistischen Nordkorea. Anschließend überschritten beide zusammen die Grenze nach Südkorea. "Es ist eine Ehre hier zu sein", sagte Trump. Der US-Präsident zeige seine Bereitschaft, an einer neuen Zukunft zu arbeiten, sagte Kim.

Tatsächlich verständigte man sich darauf, die Gespräche beider Länder wieder aufzunehmen, wie Trump danach verlautete. Er lud Kim ins Weiße Haus ein "wann immer er will". "Eines Tages" werde es zu einem Besuch Kims in den USA kommen. In den nächsten Wochen sollen Arbeitsgruppen auf beiden Seiten für die Wiederaufnahme der Gespräche gebildet werden. Die US-Gruppe werde von Außenminister Mike Pompeo zusammengesetzt.

US-Medien sprachen von einer "Romanze" der beiden ungleichen Politiker, die - nach dem Austausch zweier "Liebesbriefe" in den vergangenen Monaten - nun einen neuen Höhepunkt erreicht habe. Beide Politiker betonten ihr gutes persönliches Verhältnis, das Kim in einer seiner seltenen öffentlichen Äußerungen außerhalb des eigenen Landes als "exzellent" beschrieb.

Die USA streben die vollkommene Atomabrüstung Nordkoreas an. Außerdem wird von den USA und auch von Südkorea ein offizieller Friedensschluss in Korea angestrebt. Trump machte deutlich, dass die umfangreichen Sanktionen gegen Nordkorea weiter in Kraft bleiben. Der US-Präsident bezeichnete sein Treffen mit Kim an der Grenze als "legendären Moment".

"Eine große Bedeutung für den Frieden"

Trump hatte das Treffen gestern auf dem G-20-Gipfel im japanischen Osaka überraschend angekündigt, er wolle Kim an der Grenze "für zwei Minuten" treffen. Trump wolle Kim "jetzt gleich ins Weiße Haus einladen", sagte er am Sonntag. Nach ihrem Gespräch gaben die beiden kurze Statements ab - ein sehr ungewöhnlicher Schritt für den politischen Führer des abgeschirmten, stalinistisch regierten Nordkorea. Der Handschlag habe "eine große Bedeutung für den Frieden", sagte Kim. "Wir werden die Vergangenheit hinter uns lassen und in die Zukunft schreiten", betonte er. Trumps Vorstoß für das Treffen bezeichnete er als "sehr couragierten Akt".

APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI

Tatsächlich ist die US-Diplomatie in Sachen Nordkorea schon seit Wochen hochaktiv. Gleich mehrmals in wenigen Wochen traf sich Trump mit Japans Ministerpräsident Shinzo Abe, um über Nordkorea zu reden. Auch auf Arbeitsebene drehten sich die Räder: Der Sondergesandte des US-Außenministeriums, Steven Biegun, führte unzählige Gespräche in Asien, zuletzt in Korea selbst. Der Flug in die entmilitarisierte Zone, die die Koreanische Halbinsel in Nord- und Südkorea aufteilt, sei schon "lange geplant" gewesen, gab Trump am Sonntag selbst zu.

Der Konflikt um das Atomprogramm des weitgehend isolierten nordkoreanischen Staates beschäftigt die internationale Staatengemeinschaft seit langem. Trump warf die diplomatischen Gepflogenheiten seiner Amtsvorgänger über den Haufen, indem er sich ohne Umschweife direkt mit dem Machthaber aus Pjöngjang traf.

Bis heute gibt es keinen Friedensvertrag auf der geteilten Koreanischen Halbinsel. Im Juni 1950 hatten nordkoreanische Truppen die nach dem Zweiten Weltkrieg von den USA und der Sowjetunion festgelegte Demarkationslinie entlang des 38. Breitengrades überschritten. Der Weltsicherheitsrat beschloss damals auf Initiative der USA, Südkorea mit UNO-Truppen zu Hilfe zu kommen. Die Sowjetunion boykottierte die Sitzung; so war kein Vertreter Moskaus zugegen, um ein Veto dagegen einlegen zu können. Die USA stellten das weitaus größte Truppenkontingent der UNO-Streitmacht. China unterstützte Nordkorea mit einer großen "Freiwilligen"-Armee. Der verheerende Krieg wurde durch einen bis heute gültigen Waffenstillstand beendet; dieser wurde von einem US-General im Namen der Vereinten Nationen unterzeichnet. Das Atomwaffen- und Raketenprogramm Nordkoreas hat den Konflikt seit Anfang der 90er Jahre verstärkt angeheizt.

(APA/dpa/Reuters/red.)

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