Dominic Thiem in Wimbledon: Eine Reise ins Ungewisse

Dominic Thiem muss gleich in seinem ersten Match zur Hochform auflaufen. Es wartet der US-Amerikaner Sam Querrey.
Dominic Thiem muss gleich in seinem ersten Match zur Hochform auflaufen. Es wartet der US-Amerikaner Sam Querrey.(c) REUTERS (Tony O´Brien)
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Dominic Thiem startet am Dienstag gegen den aufschlagstarken US-Amerikaner Sam Querrey sein Wimbledon-Abenteuer. Der 25-Jährige sagt: „Ich weiß selbst nicht, wie gut ich auf Rasen bin.“

Dominic Thiem ist bestens gelaunt und wirkt tiefenentspannt, als er Montagnachmittag in Wimbledon, etwas abseits der Menschenmassen und der gepflegten Rasenplätze, vor die heimische Presse tritt. In Flipflops und mit verkehrt getragener, weißer Kappe steht Thiem in einer von Sky organisierten Gesprächsrunde geduldig Rede und Antwort, der Niederösterreicher trägt seine momentane Lockerheit im wahrsten Sinne des Wortes nach außen. Nach den French Open hat Thiem zunächst in Griechenland geurlaubt und entspannt, seit eineinhalb Wochen bereitet er sich auf das dritte Grand-Slam-Turnier des Jahres im Südwesten Londons vor.

23 Tage sind seit dem verlorenen Paris-Finale vergangen, auch aufgrund dieser ungewöhnlich langen Turnierpause beginnt für Thiem am Dienstag (2. Match nach 12 Uhr, live in Sky) eine Reise ins Ungewisse. Sein Auftaktgegner, der US-Amerikaner Sam Querrey, zählt speziell auf Rasen zur Garde jener Spieler, welchen man lieber aus dem Weg geht. Er sei einer von etwa 15 Spielern, „den ich in der ersten Runde nicht haben wollte“, sagt Thiem. An unangenehmsten wäre aus seiner Sicht ein Duell mit dem Australier Nick Kyrgios gewesen. Querrey (1,98 Meter groß) ist wie Kyrgios ein exzellenter Aufschläger, der, wenig überraschend, neun seiner zehn bisherigen Titel auf der ATP-Tour auf schnellen Belägen gewonnen hat.

Proben mit den Riesen

In Wimbledon fühlt sich der Mann aus San Francisco ohnehin pudelwohl, mit Novak Djoković (2016) und Andy Murray (2017) hat Querrey bereits zwei Mal den Titelverteidiger und aktuellen Weltranglistenersten aus dem Bewerb genommen. Außerdem auf seiner prominenten Wimbledon-Abschlussliste finden sich unter anderem Kevin Anderson, Jo-Wilfried Tsonga und Milos Raonic. „Ich muss selbst sehr gut servieren und ihn versuchen, zu bewegen.“ Bei Trainings mit John Isner (2,08 m) und dem Chilenen Nicolas Jarry (1,98 m), ebenfalls sehr gute Aufschläger, wurde der Ernstfall geprobt, der Weltranglistenvierte fühlt sich bereit, wagt aber keine Prognosen abzugeben. „In Wimbledon“, sagt Thiem, „rückt alles näher zusammen.“

Auch wenn sich das Rasentennis in den vergangenen knapp 15 Jahren verändert habe und Aufschlag-Volley-Spieler wie Pete Sampras, Goran Ivanišević oder Patrick Rafter aufgrund des langsamer gewordenen Belags praktisch ausgestorben sind, ist Rasen immer noch ein spezieller, ein völlig anderer Untergrund. „Du kannst hier nicht drei, vier Meter hinter der Grundlinie die Bälle ausgraben, die Bewegungsabläufe sind komplett anders“, erklärt Thiem.

Auf Sandplatz ist der 25-Jährige gegen nahezu jeden Gegner Favorit, Querrey würde für Thiem auf roter Asche im „Best-of-five“-Modus keine ernsthafte Gefahr darstellen. Auf Rasen aber ist die Ausgangssituation eine völlig konträre, werden die Karten neu gemischt. „Ich kann ein gutes Match spielen und trotzdem drei Mal im Tiebreak verlieren“, weiß der Schützling von Nicolás Massú. Anders als vor den French Open spart Thiem mit Kampfansagen an die Konkurrenz, sieht sich aber freilich nicht chancenlos. „Ich kann weit kommen, mein erstes Rasenmatch der Saison kann aber auch gleichzeitig mein letztes sein.“

Die zweite Turnierwoche erreichte Thiem in London erst ein Mal, 2017 verlor er sein Achtelfinale gegen den Tschechen Tomas Berdych in fünf Sätzen. Im Vorjahr gab er in Runde eins gegen Marcos Baghdatis verletzt auf. Im Kampf um den Titel sieht Thiem Novak Djoković (6:3, 7:5, 6:3 gegen Kohlschreiber) und Roger Federer in der Favoritenrolle. „Sie stehen über allen anderen.“

Auf einen Blick

Dominic Thiem bestreitet am Dienstag beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Wimbledon sein Auftaktspiel gegen den US-Amerikaner Sam Querrey. Drei der vier bisherigen Duelle mit Querrey hat der Niederösterreicher gewonnen, auf Rasen standen die beiden einander aber noch nie gegenüber. Mit Dennis Novak schlägt ein zweiter Österreicher im Hauptbewerb auf. Novak, 25, trifft nach überstandener Qualifikation ebenfalls heute auf den Ungarn Márton Fucsovics.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2019)

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