Wer hätte Schrammelmusik je so vor Aug und Ohr gehabt?

(c) Wolfgang Freitag
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Ein Denkmal am Dornbacher Spitz und die schwierige Kunst, Klang bildnerisch zu fassen.

Wie klingt Musik? Dazu lassen sich viele Wörter finden, von eher sachlich-physikalischen bis hin zum reichen Vokabular der Musikkritik. Wie aber Musik aussieht, das ist eine sehr viel schwieriger zu beantwortende Frage. Noch die validesten Annäherungen erhält man wissenschaftlichem Vernehmen nach über Farbassoziationen. Anders die Verhältnisse beim handfest Bildnerischen: Welche Gestalt welcher Musik jeweils angemessen sei, darüber ließe sich gewiss bis ans Ende aller Tage streiten. Und eine Klärung wird bestenfalls ex negativo möglich sein: nämlich welche Gestalt welcher Musik ganz bestimmt nicht angemessen ist.

Solches kommt unvermutet in den Sinn, sieht man sich am Dornbacher Spitz, wo Alszeile und Dornbacher Straße in eins fließen, einem Steinbrocken gegenüber, dem sich Konturen klobiger Instrumente mühsam zu entwinden scheinen. Dankenswerterweise hat die Bildhauerhand den Sockel des ungeschlachten Trumms mit einem schriftlichen Hinweis darauf beehrt, was hier bildhauerisch repräsentiert sein soll. „Schrammelmusik“ liest man – und kann's nicht glauben: Wer hätte Schrammelmusik, noch so abwegige Interpretationen eingeschlossen, je so vor Aug und Ohr gehabt?

Dass dieses Schrammeldenkmal, 1967 eingeweiht, nur als Ersatz für ein anderes, unter nationalsozialistischer Herrschaft einer Metallsammlung zum Opfer gefallenes gedacht war, mag manches erklären. Ebenso, dass man's Anfang der 1980er für notwendig hielt, genau jenes Abhandengekommene wiederum, den sogenannten Alszauberbrunnen, auf dem Elterleinplatz aufwendig zu rekonstruieren. Sei's wie immer: Musik, auch die der Brüder Schrammel, ist ohnehin zum Hören und nicht vorrangig zum Sehen da – beim Heurigen in Wien oder, kommendes Wochenende, beim Schrammelklang-Festival in Litschau.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2019)

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