Unter dem Meeresboden zwischen Zypern, Ägypten, Israel und dem Libanon schlummern gewaltige Energiereserven. Die Türkei erhebt unter dem Schutz ihrer Kriegsmarine forsch Ansprüche. Der Disput kann rasch eskalieren.
Istanbul. Als der türkische Energieminister Fatih Dönmez kürzlich das Bohrschiff Yavuz auf die Reise schickte, horchten Regierungen von Zypern bis Israel und Ägypten auf. Unter dem Schutz einer Fregatte der türkischen Kriegsmarine soll die Yavuz vor der Küste Zyperns nach Erdgas suchen. Das Schiff fuhr geradewegs in einen hochexplosiven Machtkampf um Bodenschätze, Energietransporte und Einfluss im östlichen Mittelmeer. Der Streit treibt einen neuen Keil zwischen die Türkei und ihre traditionellen Partner im Westen.
Gewaltige Energiereserven schlummern unter dem Boden des Mittelmeers zwischen Zypern, Ägypten, Israel und dem Libanon. Nach US-Schätzungen lagern dort rund 3,5 Billionen Kubikmeter Erdgas und 1,7 Milliarden Barrel Erdöl.
Pipeline aufs Festland
Mehrere Staaten haben sich zusammengetan, um die Bodenschätze auszubeuten. Mit Ägypten, Griechenland, Israel, Italien, Jordanien, Palästina und Zypern haben sieben Akteure, die sich sonst nicht immer grün sind, im Jänner das Gasforum Ost-Mittelmeer mit Sitz in Kairo gegründet. Die Erdgasfunde wurden deshalb zeitweise als Mittel zur Überwindung politischer Konfliktlinien im Nahen Osten gefeiert. Auch einige bilaterale Probleme in der Region erscheinen plötzlich in einem neuen Licht. So wollen Israel und Libanon über den umstrittenen Verlauf ihrer Seegrenze reden.