Tennis: Der kometenhafte Aufstieg eines 15–jährigen Wunderkinds

Die Teenager-Sensation von Wimbledon: Cori Gauff.
Die Teenager-Sensation von Wimbledon: Cori Gauff.(c) REUTERS (CARL RECINE)
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Die US-Amerikanerin Cori Gauff verblüfft in Wimbledon mit ihrem Tennis und ihren Ansagen: „Mein Ziel ist es, das Turnier zu gewinnen.“

London/Wien. Für eine 15-Jährige, die bei ihrem Wimbledon-Debüt sensationell die dritte Runde erreicht hat, wirkt Cori Gauff unheimlich entspannt. Drei Siegen in der Qualifikation ließ das Mädchen aus Atlanta, Georgia, im Hauptbewerb einen viel beachteten Erfolg über die siebenfache Grand-Slam-Siegerin Venus Williams folgen. In der zweiten Runde bestätigte Gauff ihre aktuelle Hochform, bezwang die Slowakin Magdaléna Rybáriková 6:3, 6:3.

Doch was geht im Kopf einer jungen Tennisspielerin vor, die praktisch aus dem Nichts die große Bühne betritt und beim prestigeträchtigsten Turnier der Welt Gegnerinnen, Experten und Fans verblüfft? „Ich könnte lügen und sagen, alles war normal, aber ehrlich gesagt war es sehr hart“, sprach Gauff über die vergangenen Tage. Der Sieg über die 24 Jahre (!) ältere Venus Williams hatte medial hohe Wellen geschlagen, natürlich auch in den sozialen Netzwerken. „Ich habe das alles nicht erwartet. Es war nicht einfach, sich auf das nächste Match zu konzentrieren“, erklärte Gauff, die letztlich auch in ihrem Match gegen die routinierte Slowakin Rybáriková, 30, überzeugte. In zwei Matches beging die Teenagerin lediglich 18 unerzwungene Fehler – ein Traumwert.

Vor wenigen Wochen hatte Gauff in der Qualifikation zu den French Open noch eine bittere Enttäuschung erlebt. Als Vorjahressiegerin des Juniorenbewerbs scheiterte sie in Paris frühzeitig, seitdem hatte sie kein Turnier mehr bestritten, stattdessen einen Schultest in Naturwissenschaften gemacht und bestanden.

Hier, in Wimbledon, hat Gauff bislang auch jeden sportlichen Test mit Bravour bestanden. Die Familie, allen voran Trainervater Corey, half ihr nach dem Sieg über Venus Williams, nicht die Bodenhaftung zu verlieren. „Sie haben mir gesagt, dass das Turnier noch nicht vorbei ist. Mein Ziel ist es aber ohnehin, Wimbledon zu gewinnen“, sagt Gauff.

Auf Capriatis Spuren

Nach Wimbledon wird das Leben der Cori Gauff nicht mehr dasselbe sein. Mit 15 Jahren und 122 Tagen ist sie die jüngste Spielerin in der Geschichte des Profitennis, die sich über die Qualifikation in den Hauptbewerb gekämpft hat.

Den Rekord der jüngsten Spielerin, die je ein Wimbledon-Match gewann, hält weiterhin Jennifer Capriati. Die US-Amerikanerin stürmte bei ihrem Debüt 1990 ins Achtelfinale, elf Jahre später wurde das frühere Wunderkind die Nummer eins der Welt. Von einer solchen Errungenschaft ist Gauff zwar noch weit entfernt, Zweifel an ihrem Potenzial hat jedoch niemand. „Wenn sie nicht die Nummer eins der Welt ist, wenn sie 20 ist, werde ich absolut schockiert sein“, sagte John McEnroe gegenüber englischen Medien.

Gauff („Ich will die Größte werden“) ist aktuell noch die Nummer 313 der Weltrangliste, wird nach Wimbledon aber erstmals in den Top 200 aufscheinen. Gewinnt sie ihr heutiges Drittrundenspiel gegen die Slowenin Polona Hercog (WTA 60), wird sie die Top 150 knacken. Und sollte Gauff tatsächlich in Wimbledon triumphieren, wären sogar die Top 20 nicht mehr weit entfernt. (cg)

WIMBLEDON 2. RUNDE

Herren: Querrey (USA) - Rublev (RUS) 6:3, 6:2, 6:3. Struff (GER/3) - Fritz (USA) 6:4, 6:3, 5:7, 7:6. Millman (AUS) - Djere (SRB/31) 6:3, 6:2, 6:1.
Damen:
Barty (AUS/1) - Van Uytvanck (BEL) 6:1, 6:3. Stephens (USA/9) - Wang (CHN) 6:0, 6:2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2019)

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