Fußball: Meister-Sensation in der Türkei

Jubel bei Bursaspor
Jubel bei Bursaspor(c) EPA (OKTAY CILESIZ / ANATOLIAN AGENCY)
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Erstmals seit 1984 gewinnt keiner der drei Großklubs aus Istanbul den Titel. Bursaspor, das Team des Austro-Türken Turgay Bahadir, überrascht alle. Bei Fenerbahce randalierten die Fans nach dem verpassten Titel.

Abwechslung ist nicht unbedingt Trumpf in der Türkei: Erst vier verschiedene Teams konnten bis zur Saison 2009/10 den türkischen Meistertitel erringen. Die drei Großklubs aus Istanbul - Galatasaray, Besiktas und Fenerbahce - und Trabzonspor, das zuletzt 1984 Meister wurde. Seit Sonntag gibt es einen neuen Namen in der Ehrenliste: Bursaspor, das Team des Austro-Türken Turgay Bahadir, schnappte Fenerbahce am letzten Spieltag noch den Meistertitel weg. Während der türkische Rekordmeister unter der Führung von Ex-Austria-Trainer Christoph Daum daheim gegen Trabzonspor nicht über ein 1:1 hinauskam, bezwang Bursaspor den Meister von 2009, Besiktas, zuhause mit 2:1 und überholte Fenerbahce um einen Punkt. In Bursa strömten tausende Menschen auf die Straßen, um den Titel ihres Team zu feiern.

Der in Österreich geborene Bahadir, der vor seinem ersten Einsatz für das türkische Nationalteam steht, hatte mit seinen 30 Einsätzen und sechs Ligatoren einigen Anteil am ersten Meistertitel der Westtürken. Der 26-jährige 1,90-Meter-Offensivspieler mauserte sich in seiner ersten Saison bei Bursaspor zum Stammspieler.

Im Sükrü Saracoglu Stadion von Fenerbahce, das den Titel so knapp verpasst hatte, kam es nach der großen Enttäuschung zu unschönen Szenen: Feuerwehrfahrzeuge mussten Wasserwerfer einsetzen, um die Lage zu beruhigen. Frustrierte Fans hatten Feuer im Stadion angezündet. Das türkische Fernsehen berichtete, dass viele Menschen verletzt wurden und es einige Verhaftungen gegeben hätte.

Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge kursierten im Fenerbahce-Stadion Meldungen, dass Besiktas in Bursa ausgeglichen hätte und "Fener" damit Meister geworden sei. Als dann aber die Nachricht vom 2:1-Sieg von Bursaspor die Runde machte, kochte der Zorn der Fenerbahce-Fans über.

Daum unter Druck

Christoph Daum geriet nach dem verpassten Titel schwer unter Druck: "Wieder Daum, wieder eine Krise im letzten Moment. Wir haben einen Fehler gemacht", wurde Klubchef Aziz Yildirim am Montag zitiert. Daum hatte schon 2006 ebenfalls mit Fenerbahce den Titel am letzten Spieltag an Galatasaray verloren. Türkische Fußball-Kommentatoren schreiben, der Abschied des Deutschen, der Fenerbahce bei seinem ersten Engagement 2004 und 2005 zum Titel geführt hatte, sei bereits ausgemachte Sache.

"Wer die Mannschaft nicht zum Meister macht, muss gehen", zitiert die auflagenstärkste Zeitung "Hürriyet" am Montag Yildirim mit einem Satz, der zum ungeschriebenen Gesetz geworden sei. Der Chef selbst hat nach dem Verlust des angepeilten Championats demonstrativ seinen Rücktritt erklärt. Vereinsmanager werben nun allerdings darum, dass er doch weitermacht. In der türkischen Fußball-Welt dreht sich hingegen alles um die Frage, ob und wann Daum abtritt.

Der Coach selbst blieb nach Abpfiff zweieinhalb Stunden in sicherer Deckung, ehe er mit Frau, Sohn und einem Klub-Manager in einem Wagen der Zivilpolizei aus dem Stadion in Sicherheit gebracht wurde. Für die kommenden Tage ist auch vor den Wohnhäusern der einzelnen Fener-Profis Polizei in Position gegangen. Die Spieler sollen vor ihren enttäuschten Fans geschützt werden, bis sich die Gemüter etwas beruhigt haben.

(Red./APA)

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