Samsung wagt Neustart mit Galaxy Fold

(c) Die Presse/Barbara Steinbrenner
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Der Hype um Samsungs faltbares Smartphone fand ein jähes Ende als die ersten Testgeräte binnen kürzester Zeit kaputt waren. Im Herbst soll das überarbeitete Gerät in ausgewählten Ländern auf den Markt kommen.

Eigentlich war alles perfekt geplant und inszeniert. Nach kleinen Präsentationshäppchen wurde mit dem Galaxy S10 auch die Zukunft der Smartphones präsentiert, das Galaxy Fold. Ein Gerät, das Smartphone und Tablet in einem ist und sich mit einer Bewegung auseinander klappen lässt. Die Werbekampagnen waren gebucht und erste Influencer mit Geräten ausgestattet. Doch das ging nach hinten los. Displays fielen aus, das Gelenk diente als Einflugsschneise für Staub und Schmutzpartikel. Samsung holte die Geräte zurück und ließ auf Schwachstellen überprüfen. Der Marktstart wurde auf ungewisse Zeit verschoben. Ein halbes Jahr später als angekündigt, soll es im Herbst in „ausgewählten Ländern“ auf den Markt kommen. Auf „Presse"-Anfrage hieß es, dass Österreich nicht dabei sein wird.

Mehr als drei Monate äußerte sich Samsung nicht zum Galaxy Fold. Es hieß lediglich nur, dass man das Design überarbeite. In einem Interview äußerte sich Samsung-Smartphone-Chef DJ Koh überraschend selbstkritisch: Der abgesagte Launch sei „peinlich“ gewesen. „Ich habe es durchgedrückt, obwohl es noch nicht fertig war“, sagte er gegenüber dem Independent. In Europa sollte das Gerät ursprünglich für rund 2000 Euro am 3. Mai in den Handel kommen.

Kleine Veränderungen vorgenommen

Bei den aktuellen Geräten sei die obere Schutzschicht des Displays vergrößert worden, so dass sie deutlich als integraler Bestandteil erkennbar sei, hieß es. Somit soll verhindert werden, dass Nutzer nicht verleitet sind, die vermeintliche Schutzfolie abzuziehen. Denn das führte zu den Display-Schäden und -Ausfällen. Zudem verfüge das Gerät für den Schutz vor äußeren Partikeln nun über zusätzliche Schutzklappen. Metallschichten sorgten für einen besseren Schutz unterhalb des Displays. Zudem wurde der Abstand zwischen Scharnier und Gehäuse verringert.

Für Samsung gilt das Galaxy Fold als bedeutendes Prestige-Projekt. Das Gerät sollte das weltweit erste auf dem Markt sein, dessen Bildschirm sich auf die Größe eines kleinen Tablets auffalten lässt. Mit seinem chinesischen Konkurrenten Huawei, der sein Mate X ins Rennen schicken wollte, lieferte sich das südkoreanische Unternehmen seit Jahresbeginn einen kurzatmigen Wettlauf. Kurz nach dem missglückten Debüt des Fold verschob allerdings auch Huawei den zuvor für Mitte des Jahres angekündigten Marktstart zurück.

Huawei kämpft mit zusätzlichen Problemen

Beide Hersteller betonen, die Präsentationen unabhängig vom Mitbewerb geplant zu haben. Dennoch, das Rennen um den ersten Platz hat sich für Samsung wie auch für Huawei als PR-Desaster erwiesen. Denn auch Huawei kann nicht sagen, wann das Mate X auf den Markt kommen wird.

Die Chinesen kämpfen aber derzeit an einer anderen Front, die für das Überleben des Unternehmens entscheidend ist. Der ausgerufene Notstand in der Telekommunikation in den USA hat die Chinesen gelähmt. Nicht nur ihre Netzwerksparte ist massiv gefährdet, sondern auch der Smartphone-Geschäftszweig. Nach wie vor ist unklar, ob Huawei in absehbarer Zeit wieder mit US-Firmen wie Google und dem Prozessor-Hersteller Qualcomm weiter arbeiten kann. Sollte US-Präsident Donald Trump den Bann nicht aufheben, steht Huaweis Geschäft vor dem Aus.

(bagre)

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