Klimawandel hat Hochwasser-Ausmaß in Europa verändert

Der Klimawandel hat das Ausmaß von Flutkatastrophen in Europa verändert.
Der Klimawandel hat das Ausmaß von Flutkatastrophen in Europa verändert.APA/MANFRED FESL
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Bei uns werden Überschwemmungen stärker, anderswo nehmen sie ab. Über 3700 Hochwassermessstationen wurden ausgewertet.

Dass sich der Klimawandel auf den Zeitpunkt auswirkt, an dem ein Fluss über die Ufer tritt, war der Wissenschaft bekannt. Dass er auch die Wassermenge bei Hochwasser beeinflusst, wurde vermutet – „weil eine wärmere Atmosphäre mehr Wasser speichern kann“, so Günter Blöschl, Hydrologe an der TU Wien. „Allerdings ist das nicht der einzige Effekt, die Sache ist komplizierter“. Eine von Blöschl geleitete internationale Studie konnte nun erstmals nachweisen, dass der Klimawandel das Ausmaß von Flutkatastrophen in Europa verändert hat (Nature, 28.8.). „Das zeigt uns: Wir sind bereits mittendrin im Klimawandel.“

Ausgewertet wurden die Daten von 3738 Hochwassermessstationen an europäischen Flüssen von 1960 bis 2010. Der Klimawandel wirkt sich nicht überall gleich aus: In einigen Regionen stiegen die Hochwassermengen um über elf Prozent pro Jahrzehnt, in anderen gingen sie um 23 Prozent zurück. In Mittel- und Nordwesteuropa, zwischen Island und Österreich, nimmt das Ausmaß zu, weil es mehr regnet und die Böden feuchter werden. In Südeuropa verringert der Klimawandel die Niederschläge, höhere Temperaturen lassen Wasser im Boden verdunsten – Hochwasser gehen damit insgesamt zurück, auch wenn kleine Flüsse wegen häufiger Gewitter und Abholzung der Wälder zu stärkeren Überschwemmungen neigen. Auch in Osteuropa sinkt das Ausmaß, weil höhere Temperaturen einen Rückgang der Schneedecke bewirken. Die Auswirkungen würden wir in den nächsten Jahrzehnten deutlich spüren, meinen die Forscher – und fordern auf, ihre Erkenntnisse im Hochwasserschutz zu berücksichtigen. (kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2019)

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