Schönborn zu Pfingsten: "Sehnsucht nach Erneuerung"

Missbrauch Schoenborn Kirche kann
Missbrauch Schoenborn Kirche kann(c) APA/ANDREAS PESSENLEHNER (ANDREAS PESSENLEHNER)
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Kardinal Schönborn fordert beim Pfingst-Hochamt im Wiener Stephansdom eine "innere Erneuerung" von Kirche und Gesellschaft. Papst Benedikt betont, dass die Kirche zu "Einheit und Verständnis" beitragen wolle.

Das Pfingstfest steht heuer im Zeichen der schweren Vertrauenskrise wegen der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche.

Während Papst Benedikt XVI. im Petersdom den Wert der Kirche als Hort der Einheit für die zerstrittene Menschheit betonte, forderten mehrere Erzbischöfe und Kardinäle ein Aufbruchssignal nach dem Missbrauchsskandal. So sprach sich Kardinal Christoph Schönborn im Wiener Stephansdom für eine "innere Erneuerung" der Kirche aus.

Schönborn: "Schlimme Wochen"

Die Kirche könne nach den "schlimmen Wochen" nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sagte der Wiener Erzbischof mit Blick auf die zahlreichen Kirchenaustritte der vergangenen Monate. Das Pfingstfest - nach Weihnachten und Ostern der dritthöchste kirchliche Feiertag - werde heuer von "Kummer und Trauer" überschattet, sagte Schönborn.

''Sprachenwunder'' zu Pfingsten

Er äußerte in diesem Zusammenhang die Hoffnung auf ein "neues Pfingsten". In Anspielung auf die Forderung nach einer Abschaffung des Zölibats sagte der Bischof, es gehe nicht so sehr um eine "Strukturreform", nötig sei vor allem eine Erneuerung "von innen her".

Mit Pfingsten endet die 50-tägige österliche Festzeit. Gefeiert wird das Pfingstwunder, als nach christlicher Überlieferung die Jünger Jesu mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden und begannen, "mit anderen Zungen zu reden". Dieses "Sprachenwunder" markiert den Beginn der weltweiten Verkündigung der Botschaft von Jesus Christus.

In Deutschland forderte Kardinal Friedrich Wetter eine Erneuerung der Kirche. Die Vorgänge der letzten Wochen und Monate zeigten, dass die Kirche ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen müsse, sagte Wetter am Pfingstsonntag im Münchner Liebfrauendom in Anspielung auf den Missbrauchsskandal.

Erneuerungen der Kirche hätten "stets von innen begonnen, mit der Umkehr der Herzen", betonte der Münchner Alterzbischof. "Die Kirche ist nicht heilig durch uns, sondern durch die Gegenwart des Heiligen Geistes in ihr. Darum müssen wir jeden Tag beten: Vergib uns unsere Schuld!"

Papst: Kirche nicht mit einem Staat verwechseln

Papst Benedikt XVI. betonte beim Pfingsthochamt im Petersdom, dass die Kirche zu Einheit und Verständnis unter den Menschen und Völkern beitragen wolle. Sie wolle die getrennten und zerstreuten Teile der Menschheitsfamilie in einer neuen Ordnung vereinigen und den zerstrittenen und durch Konkurrenzkampf vereinzelten Menschen die Erfahrung von Gemeinschaft geben, so der Papst.

Die Kirche dürfe nicht mit einem Staat verwechselt werden, sie sei nicht in politische, rassische oder kulturelle Grenzen eingeschlossen. "Ihre Einheit ist von einer anderen Natur und überschreitet alle menschlichen Grenzen."

Der Heilige Geist habe keine Gleichschaltung schaffen wollen, und seine Flammen, die am ersten Pfingsttag auf die Apostel niedergingen, hätten keine verbrannte Erde hinterlassen. Dieses Feuer unterscheide sich von den Bränden, die Diktatoren aller Zeiten auf der Erde legten, auch im vergangenen Jahrhunderten. Es sei auch etwas anderes als das Feuer der Kriege und Bomben. Vielmehr handle es sich um ein Feuer, das brenne, aber nicht zerstöre, sondern den besten Teil des Menschen fördere, der Menschheit den Weg weite und das Antlitz der Erde erneuere, so der Papst.

(APA)

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