Vom Film zur Kunst. Oscar-Preisträger Adrien Brody („Der ­Pianist“) vor seinen Werken.

Starkünstler, Künstlerstar?

Von Adrien Brody über Brad Pitt bis zu Donald Trump: Kunst zu machen wird für viele Celebrities zum Imagefaktor.

Die einen machen Kunst, um berühmt zu werden, die anderen mussten erst berühmt werden, um sich die Freiheit herauszunehmen, Künstler zu werden. Knapp unter 70  Milliarden US-Dollar wurden 2018 am globalen Kunstmarkt umgesetzt. Ein Großteil davon von wenigen Namen – rund 50  Prozent des Auktionsumsatzes wurden in den letzten beiden Jahren von nur 25  Namen bestimmt, unter ihnen etwa Peter Doig, kürzlich in der Secession zu sehen. Unlängst war der Kunsttheoretiker Wolfgang Ullrich zu Gast in der Wiener Produzentengalerie, um über das Phänomen „Siegerkunst" zu referieren, sein erfolgreiches Buch dieses Titels ist 2016 erschienen. Ullrich ist bekannt dafür, Kunst als Statussymbol der Reichen, Erfolgreichen und Mächtigen zu demaskieren. Folgt man seinen Thesen, hat das Genie in der Kunst bald ausgedient, denn Auktionen unterscheiden nicht mehr zwischen einem Formel-1-Ferrari und einem Gemälde Mark Rothkos, beides verkauft sich um mehrere Millionen an einem einzigen Abend – so geschehen bei Sotheby’s im November 2017. In der gleichen Woche wurde übrigens auch der vermeintlich von Leonardo stammende „Salvator Mundi", heute im Louvre in Abu Dhabi ausgestellt, um 450,3  Millionen US-Dollar beim Hauptkonkurrenten Christie’s im Zuge des Post-War & Contemporary Art Evening Sale verkauft. Das Label „Contemporary" zieht, die Daten dahinter sind sekundär. Die Berliner Galeristin Isabella Bortolozzi meint, seitdem die reichen Kunstsammler nichts mehr von Kunst verstünden, stecke die Kunstwelt in einer „Krise der Inhalte". Denn, so eine These Ullrichs: „Was zählt, ist das Besitzen, nicht das Wahrnehmen und Betrachten von Kunst."

Und das Machen von Kunst. Haben Sie zum Beispiel schon von Mikail Akar gehört? In der Szene ist er kaum ein Begriff, doch hat der Sechsjährige in Hamburg bereits eine Galerievertretung, die deutschlandweite Ausstellungen sichert und einen Karriereweg schmiedet, der nicht von der Kunst selbst – es handelt sich um bunte Abstraktionen, wie in so manchem Kinderzimmer –, sondern vom Medienrummel vorgegeben wird. Ein sechsjähriger Künstler – ein Phänomen das zieht, unabhängig davon, was auf den Leinwänden passiert. Erst kommt das Image, dann das Werk: Wunderkind-Vorbild ist klar Leon Löwentraut. Spätestens seit seinem Auftritt bei Stefan Raabs „TV total" 2015 boomen die farbkräftigen Bilder des 1998 in Kaiserslautern geborenen Leon Löwentraut. Fünfstellige Summen gehören längst zum Alltag, die Ausstellungsbiografie könnte internationaler kaum sein. „Leon Löwentraut ist der ideale Star für eine Zeit, in der es reicht, berühmt zu sein", schreibt der „Spiegel".

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.