Gummibären-Farbenlehre

Manchmal wundert man sich wirklich, was alles möglich ist. Also jetzt gar nicht nur politisch, sondern zum Beispiel im Süßwarenregal.

Jetzt gibt es nämlich die Gummibärchen nicht nur bunt gemischt, sondern auch „sortenrein“ (ja, das sagt man so) zu kaufen. Sollten Sie also, sagen wir, demnächst ausschließlich blassgrüne Gummibärchen benötigen (ein triftiger Grund fällt mir nicht ein, außer Sie organisieren zufällig die Wahlparty der Grünen), können Sie die nun sortenreinst kaufen und müssen sie nicht mühsam auseinander sortieren. Das Kind hat die Gummibärennews erfreut zur Kenntnis genommen, da bekanntlich die roten am besten sind. Für mich schmecken die alle gleich: Die ersten drei, vier supergut, ab Bärchen fünf, egal ob rot, grün oder orange, ist der Magen verpickt und man hat irrsinnige Lust auf ein Essiggurkerl.

Wenn ich aber so darüber nachdenke, könnten diese einfärbigen Gummibären-Packungen einem durchaus das Leben erleichtern. Weil, wie jeder weiß, der Gruppen kleiner Kinder bändigen muss: Verteilt man Süßigkeiten, Spielwaren oder Ähnliches an mehrere Kinder, ist es enorm wichtig, dass alle das exakt gleiche bekommen, weil sonst: Unfrieden, Tauschversuche, „Unfair“-Rufe, weil Kind eins lieber ein rotes Gummibärchen hätte, das aber Kind zwei unter keinen Umständen gegen ein blödes gelbes eintauscht. („Gummibärchen“ kann in diesem Beispiel durch alles Beliebige ersetzt werden, alles schon erlebt.) Insofern kommt Haribo mit dieser Aktion vielleicht nur Rufen verzweifelter Eltern nach, wer weiß. Dieser Entwicklung folgend könnte auch Eskimo den Twinni künftig mit zwei gleichfärbigen Hälften herausbringen. Denn die Frage, welches Kind den orangen und welches den grünen Teil bekommt (wobei in der Regel mindestens ein Twinni-Teil die Separation ästhetisch angeschlagen verlässt) hat schon Generationen an Geschwisterkindern zum Streiten gebracht. Einer der wenigen Vorteile als Einzelkind: Ich musste meinen Twinni nie teilen. Habe aber auch nie einen bekommen. Sondern immer einen Jolly. Aber das ist eine andere Geschichte.

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2019)

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