Mein Freitag

So viele Türen können damit geöffnet werden

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Ob ich mehrere Räder habe, will ein neugieriger Zeitgenosse wissen, der meinen Schlüsselbund mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Bewunderung mustert.

Tatsächlich, da finden sich sieben kleine Fahrradschlüssel, allerdings fahre ich derzeit gar nicht mit dem Rad. Das liegt unter anderem auch daran, dass alle Schlösser verschwunden sind oder sich an anderen Familienmitgliedern zugehörigen Rollern und Rädern befinden. Falls sie aber wieder auftauchen, hängt der richtige Schlüssel schon am Bund.

Es ist ein wenig peinlich, aber auch die anderen Schlüssel haben nicht alle eine akute Funktion, doch sie könnten einmal gebraucht werden. Also wenn der Bruder seinen Wohnungsschlüssel vergisst, dann würde ich sofort aushelfen. Oder wenn das Kind seinen Spindschlüssel verliert. Hat es überhaupt noch einen Spind? Das Gespräch nimmt therapeutische Züge an. So viele Türen können mithilfe dieses Schlüsselbunds geöffnet werden, leider ist nicht ganz klar, wohin sie alle führen.

Immerhin verliert man so einen großen Schlüsselbund niemals, er könnte im Notfall auch als Waffe dienen oder als Briefbeschwerer, falls einer spontan gebraucht würde. Und die Erinnerungsstücke, die auch daran baumeln, bringen Glück.

Wie machen es denn die anderen, die mit einem schlanken Zwei-Schlüssel-baumeln-an-einem-Ring-Leben? Die wissen jeden Tag schon in der Früh, welche Türen ihnen im Weg stehen werden, und wählen die passenden Schlüssel aus. Am Wochenende keine Büroschlüssel und nur dienstags den Schlüssel für die Sportgarderobe. Sie verlieren ihren Bund nicht, weil er immer an der gleichen Stelle abgelegt wird. Aber wo ist die gleiche Stelle, wenn du woanders bist? Ich lerne noch mehr dazu: Auch woanders kann man eine gleiche Stelle definieren, im Hotelzimmer etwa das Nachtkastl.

Apropos Hotel: In der Geldbörse finden sich etliche nicht retournierte Zimmerkarten. Die werden aufgehoben, vielleicht kommt man wieder in die Gegend.

E-Mails an:friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2019)

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