Pizzicato

Schimpansen und Zombies

Ein vielseitiges Interesse ist Boris Johnson wahrlich nicht abzusprechen.

In unnachahmlicher Manier vereint er ein Faible für griechische Mythologie und amerikanische Comics, von Hochkultur, Populärkultur und Trash. Unangestrengt changiert er zwischen den Genres, dass seine Kritiker beinahe hyperventilieren. Prompt verglich er sie mit Prometheus, dem gefallenen Liebling der Götter, verbannt und vergessen im hintersten Winkel der Welt.

Da wie dort sind Superhelden zugange – ob sie einen Stein auf einen Berg rollen oder durch die Lüfte schweben. Es geht um nichts weniger als um die Rettung der Menschheit, im britischen Fall um die Rettung von Festland-Europa. Das Fatale ist womöglich, dass sich der Premier selbst als Titanen mit übermenschlichen Kräften sieht und sich als vermeintlicher und verhinderter Brexit-Heilsbringer nicht recht entscheiden mag zwischen Zeus und Hulk.

Als das Unterhaus in London nach den Zwangsferien jüngst wieder zusammenkam, ging es so hoch her, dass Erinnerungen an Tumulte in Parlamenten südlicher Länder aufkamen. In seiner Tirade schimpfte Johnson auf das „Zombie“-Parlament, ein Plenum der Untoten. Hätte er das Gemälde des Street-Art-Künstlers Banksy heraufbeschworen, in dem das britische Parlament von Schimpansen bevölkert ist, wären wohl nicht nur Bananen geflogen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2019)

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