Kameratest

Sony a7r IV: Es kommt nicht nur auf die Auflösung an

Die neue Sony a7r IV hat eine Auflösung von 61 Megapixel – ein Rekord für das Kleinbildformat. Kaufen muss man sie deswegen aber nicht, dafür gibt es bessere Gründe.

Als ab dem Jahr 2000 professionelle digitale Spiegelreflexkameras auf den Markt kamen, zählte vor allem eines: die Auflösung. Nikon und Canon, damals die führenden Hersteller, lieferten sich ein fast jährliches Rennen um mehr Megapixel. 2009/2010 erreichte man mit 16 Megapixel eine Auflösung, mit der man im Kleinbildformat insgesamt gut arbeiten kann.

Aber Megapixel sind natürlich auch eine Prestigefrage: Also legte Nikon ab 2012 mit der D800 und 36,3 Megapixeln vor, Canon eroberte den Thron 2015 mit der 5Ds und 50,6 Megapixel zurück. Und jetzt kommt der (relative) Newcomer Sony, der den Markt mit seinen spiegellosen Kameras seit einigen Jahren ordentlich durcheinanderwirbelt, und erhöht mit der a7r IV auf 61 Megapixel - eine Auflösung, die schon an Mittelformatkameras herankommt.

Etwas können wir nach unserem Test der neuen Sony sagen: Die hohe Auflösung ist nicht das wesentlichste Kaufargument. Es ist nett, ein Foto mit 9504 x 6336 Pixel zu haben. Weniger wegen detailreicher Ausdrucke im Quadratmeterformat, mehr, um einen größeren Spielraum beim Beschneiden der Bilder zu haben. Sogar im APS-C-Modus hat die 7rIV noch eine Auflösung von 26,2 Megapixel - mehr, als die meisten Kameras, die speziell für dieses Format gebaut sind.

Andererseits: Ein Vollformatfoto in der höchsten Auflösung hat im unkomprimierte RAW-Format eine Größe von 120 Megabyte, das komprimierte Bild noch immer 60 Megabyte. Damit füllt man nicht nur recht schnell Speicherkarten, sondern benötigt für die Weiterverarbeitung auch einen PC mit einer entsprechenden Rechenleistung.

Wichtiger als die Auflösung sind die vielen kleinen aber feinen Änderungen. Sony hat mit der vierten Version seiner 7r die Evolution fortgesetzt, die diese Kameraserie zur derzeit besten Wahl für Studio-, Landschafts- und Reisefotografen macht. Sie ist ein wenig größer geworden, womit sie besser in der Hand liegt und sich leichter bedienen lässt (wobei manchen der Handgriff mittlerweile vielleicht sogar zu wuchtig ausfällt). Der Joystick auf der Rückseite für die schnelle Wahl eines AF-Punkts wurde verbessert, der AF-Knopf rechts neben dem Sucher wurde ergonomisch sinnvoll vergrößert.

Wesentliche Änderungen gibt es beim elektronische Sucher, der jetzt eine Auflösung von 5,76 Millionen Bildpunkten hat (wie die Konkurrenz von Panasonic).In der Praxis kommt der Blick durch den Sucher damit dem durch einen Spiegelreflexkamera sehr nahe – mit dem Vorteil, dass man von der Belichtung bis zur Schärfe alle Einstellungen live sieht.

Besser geworden ist auch der Autofokus, er deckt mit 567 Punkten eine noch größere Fläche ab, was vor allem bei der Motiverfolgung hilfreich ist. Dazu wurde der AF-Algorithmus laut Sony weiter verbessert, womit “auch bei komplexen und plötzlichen Bewegungen die Leistung konstant bleibt”. Bei unserem Test hieß das schlicht, dass die Kamera beispielsweise einen Fußballspieler über das ganze Sucherfeld exakt verfolgte und stets im Schärfebereich hielt, auch wenn andere Spieler dazwischenkamen.

Sony hat für die 7r IV wesentliche Elemente vom ausgezeichneten AF-System der Sportkamera a9 übernommen. Die Scharfstellung erfolgt generell ohne merkbare Verzögerung und - wegen der Schärfemessung direkt auf den Sensor - sehr präzise. Die Funktion des Augen-AF hat Sony bei der a7r IV auf Tiere ausgeweitet, bei Menschen hat man ihn verfeinert: man man jetzt während eines Shootings festlegen, ob die Kamera auf das linke oder das rechte Auge scharf stellen und es verfolgen soll.

Apropos Fußball: Bemerkenswert ist, dass die Japaner trotz der Erhöhung der Auflösung um fast 50 Prozent im Vergleich zur a7r III die Bildrate beibehalten konnten. Zehn Bilder pro Sekunde benötigen bei 61 Megapixel eine ordentliche Rechenleistung und besonders schnelle SD-Karten (es gibt zwei Slots mit UHS-II-Unterstützung). Ins Stottern kam die Kamera in unserem Test nie. Der Puffer schafft bis zu 68 Bilder im jpg- oder komprimierten RAW-Format, bevor er “durchatmen” muss.

100-Prozent-Crop vom Bild oben. Das Original hat eine Auflösung von 9504 x 6336 Pixel ACHTUNG: Für eine korrekte Darstellung bitte Rechtsklick und "Grafik anzeigen" auswählen
100-Prozent-Crop vom Bild oben. Das Original hat eine Auflösung von 9504 x 6336 Pixel ACHTUNG: Für eine korrekte Darstellung bitte Rechtsklick und "Grafik anzeigen" auswählen

Nicht neu aber verbessert wurde die Pixel-Shift-Methode für eine noch höhere Auflösung. Die neue Sony macht leicht versetzt 16 Aufnahmen, die man später in der Sony-eigenen Software zu einem Bild mit 240 Megapixeln (19.008 x 12.672) zusammensetzen kann. Falls jemandem die 61 Megapixel noch nicht genügen . . . 

100-Prozent-Crop vom Bild oben. Das Original hat eine Auflösung von 9504 x 6336 Pixel ACHTUNG: Für eine korrekte Darstellung bitte Rechtsklick und "Grafik anzeigen" auswählen
100-Prozent-Crop vom Bild oben. Das Original hat eine Auflösung von 9504 x 6336 Pixel ACHTUNG: Für eine korrekte Darstellung bitte Rechtsklick und "Grafik anzeigen" auswählen

Die Sony a7r IV kostet 3999 Euro. Das ist übrigens für ernsthafte Hobbyfotografen das Erfreulichste an der neuen Generation der 7r-Serie: Der Preis der – sehr guten – Vorgängerin a7r III ist ordentlich nach unten gegangen . . .

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.