Pizzicato

Würstel mit Senf und Kren

Ein Querschnitt durch Österreich, die rätselhafte Republik, wie er repräsentativer nicht sein könnte.

Ein Land hinter Ibiza“, so nennt die „FAZ“ ihre große Wahlkampfreportage, die ihre Korrespondenten ins weit entlegene, nebelverhangene Hinterland der Baleareninsel, fernab vom Mittelmeer, führte – ins Tiroler Wipptal, ins niederösterreichische Mostviertel, nach Mariazell und in die Per-Albin-Hansen-Siedlung in Favoriten.

Ein Querschnitt durch Österreich, die rätselhafte Republik, wie er repräsentativer nicht sein könnte, mit Meinungsgurus von Lothar Höbelt bis Marlene Streeruwitz. Die Dichterin ist womöglich selbst zu oft in den steirischen Wallfahrtsort gepilgert, denn sie fabuliert über Sebastian Kurz als die „Heiligkeit im türkisen Gewand“.

Weniger originell, mit nüchtern-neutralem Blick entfaltet die Schweizer „NZZ“ auf einer Doppelseite eine Landvermessung des Nachbarn: „Von A wie Arlberg bis Z wie Zwentendorf“. Insbesondere im Vorarlberger findet die „NZZ“ eine verwandte Seele. „Von der Schweiz aus gesehen, beginnt Österreich erst hinter dem Arlberg.“ Dass viele „Gsiberger“ diese Ansicht teilen, ist kein Geheimnis.

Als Bild der Wiener Walzerseligkeit präsentiert die „NZZ“, quasi auf dem Silbertablett der Titelseite, Sacherwürstel mit Semmel, Senf und Kren. Umgekehrt würden wir wohl auch ein Zerrbild des helvetischen Älplers im Heidi-Idyll zeichnen, zwischen Matterhorn und Privatbank, samt Toblerone, Ricola und Emmentaler. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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