Pizzicato

Ab in die Mottenkiste

Was wird nun werden ohne die abendlichen Rendezvous mit Sebastian und Pamela, Norbert und Beate, Werner und Peter, den TV-Figuren in der Endlosschleife, die Zu- und Abneigung hervorgerufen haben?

Der Herbst ist da, die Blätter fallen, und der Sturm fegt unbarmherzig alles hinweg, was nicht niet- und nagelfest ist – allen voran die löchrigen, zerfetzten, beschmierten Wahlplakate, die über Nacht zum Großteil Verheißung und Glanz verloren haben. Keine TV-Duelle mehr, keine Annoncen, keine putzige Werbung der ominösen Möbelfirma mit den Politikerpuppen in Dessous und im Hausmeister-Outfit. Alles ist für die Mottenkiste bestimmt – bereit, zu gegebener Zeit wieder hervorgekramt zu werden.

Was wird nun werden ohne die abendlichen Rendezvous mit Sebastian und Pamela, Norbert und Beate, Werner und Peter, den TV-Figuren in der Endlosschleife, die Zu- und Abneigung hervorgerufen haben? Wie wird es den Protagonisten selbst ergehen, wie den Zusehern? Werden sie in ein finsteres Loch fallen? Das Dating findet jetzt nicht mehr coram publico vor TV-Kameras statt, sondern in schummrig-intimer Atmosphäre hinter den Kulissen.

Womöglich geht nach den Sondierungen, den Konsultationen, den Audienzen beim Bundespräsidenten in der Hofburg ja auch alles wieder von vorn los, just im Advent. Wie formulierte es am Wahlabend ein Spitzenpolitiker, Populist im Hauptfach und Philosoph im Nebenfach, als Balsam für seine Partei: „Ende gut, alles gut. Und wenn nicht alles gut ist, dann ist es nicht das Ende.“ (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2019)

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