Quergeschrieben

Jämmerliche Erklärungsversuche & politische Verantwortlichkeiten

Eike Schmidt, Gott-sei-Dank-nicht-Generaldirektor des KHM, führt vor, wie man einer Institution und sich selbst größtmöglichen Schaden zufügt.

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Nun will also Eike Schmidt, notorischer Jobhopper unter den Museumsführungskräften, doch nicht am 1. November in die Chefetage des Kunsthistorischen Museums hoppen, sondern Direktor der florentinischen Uffizien bleiben. Seine Entscheidung habe „eigentlich nichts mit Wien, sondern alles mit Florenz“ zu tun, sagte er: Nach den jüngsten politischen Umwälzungen in Italien sehe er eine Chance, die Erneuerung der Uffizien weiter vorantreiben zu können. In einem Interview mit dem „Spiegel“ nannte er als Grund für seine Spontanabsage gönnerhaft auch seine Vorgängerin und derzeitige interimistische KHM-Chefin, Sabine Haag. Er hätte schon rasch nach seiner Bestellung 2017 festgestellt, dass sie keinen neuen Posten außerhalb des Museums angenommen, ja, sogar einige Angebote ausgeschlagen habe: „Sie auf eine zweite Ebene herunterzustufen, wäre unwürdig gewesen.“

Abgesehen davon, dass er seine Bedenken glatte zwei Jahre für sich behalten hat, um buchstäblich in letzter Sekunde abzuspringen, ist dieser Selbstrettungsversuch jämmerlich.

Schmidt, dessen Berufsethos schon einmal mit dem von Fußballtrainern verglichen wurde, die flugs den Klub wechseln, wenn nur das Geld stimmt, hat allerdings mit einem wirklich recht: Sabine Haag herunterzustufen, nachdem sie den KHM-Konzern zehn Jahre umsichtig modernisiert und geführt hat, Besucherzahlen und somit die Einnahmen mit interessanten Ausstellungen gesteigert und 2013 die Kunstkammer nach elfjähriger Schließzeit wieder eröffnet hat, war unwürdig und ein großer Fehler des damaligen SP-Kulturministers Thomas Drozda. Weil der Trend zu Türkis auch damals schon in allen Umfragen ablesbar und sein Ministeramt folglich mit Ablaufdatum versehen war, setzte er vor der Nationalratswahl 2017 mit Eike Schmidt noch schnell eine personalpolitische Duftmarke. Dass die düpierte Direktorin – Drozda hatte sie ausdrücklich zur neuerlichen Bewerbung ermuntert und sie dann von seiner Entscheidung nur wenige Stunden vor Schmidts Präsentation in einem kurzen Telefonat informiert – das KHM interimistisch (und für weniger Gehalt) leitete, weil Schmidt erst im November und nicht schon im Jänner 2019 in Wien antreten wollte, zeugt von Verantwortungsbewusstsein und ihrer großer Verbundenheit zum Haus.

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