EM-Qualifikation

Die Vergangenheitsbewältigung von Haifa

März 2019: Israel schlägt Österreich.
März 2019: Israel schlägt Österreich.(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Österreich bleibt nur mit einem Heimsieg gegen Israel auf Kurs, doch die jüngste Begegnung mit dem Außenseiter, das blamable 2:4 im März, markiert eine der dunkelsten Stunden der jüngeren ÖFB-Geschichte.

Wien. Vor etwas mehr als einem halben Jahr, am Abend des 24. März, blickten Österreichs Teamspieler fassungslos durch das Sammy-Ofer-Stadion in Haifa. Das 2:4 gegen die Nummer 92 der Fifa-Weltrangliste, Israel spottete jeder Beschreibung. Es war eine Schmach, ein Desaster, wie es die österreichische Fußballnationalmannschaft schon länger nicht mehr erlebt hatte. Weil drei Tage zuvor auch das erste Spiel in dieser EM-Qualifikation verloren wurde (0:1 gegen Polen), war der Fehlstart perfekt, die Träume von der Endrunde bloß eine Illusion.

Heute, am 10. Oktober, sieht die Welt des ÖFB schon wieder sehr viel freundlicher aus. Mit zehn Punkten aus vier Spielen nach der Demütigung von Haifa hat sich Franco Fodas Mannschaft zurück ins Rennen um eines der beiden EM-Tickets in Gruppe G gebracht, Marko Arnautović und Co. haben ihr Schicksal wieder selbst in der Hand.

Damit das auf jeden Fall so bleibt, muss das Heimspiel gegen Israel im Wiener Ernst-Happel-Stadion (20.45 Uhr, live, ORF 1) gewonnen werden. Revanchegelüste gibt es seitens der Österreicher ganz gewiss, nur laut aussprechen möchte sie niemand. Kapitän Julian Baumgartlinger aber sagt offen: „Vergessen haben wir das Spiel in Haifa nicht.“

Es ist eine Art Vergangenheitsbewältigung, die Österreichs Fußballer heute Abend vorantreiben wollen. Baumgartlinger erinnert sich an „Schlagzeilen und unsachliche Kritik“, nach dem Spiel in Israel seien doch sehr viel Spott und Hohn auf die Mannschaft niedergeprasselt. „Das war eine schwierige Phase, wir sind früh mit dem Rücken zur Wand gestanden.“

Dass danach mit Siegen gegen Slowenien, Nordmazedonien und Lettland sowie einem Remis in Polen der Turnaround gelang, stimme ihn für die kommenden Aufgaben zuversichtlich. „Das war auch ein Beweis für Qualität und Moral in dieser Mannschaft. Wir sind noch enger zusammengerückt, haben unsere Lehren gezogen. Der Trend stimmt.“

Wenn der Anpfiff erfolgt, dann ist Haifa bestimmt nicht ganz vergessen, spuken die Erinnerungen daran in den Hinterköpfen der ÖFB-Spieler herum. „Wir sollen dieses Spiel auch nicht ganz ausblenden oder vergessen“, sagt der 31-jährige Baumgartlinger. Die Entstehungsgeschichte der 2:4-Niederlage dient sozusagen als Mahnmal. „Das soll und darf uns nicht noch einmal passieren.“

Personelle Fragezeichen

Unklar war Mittwochnachmittag noch, mit welcher Elf Österreich aufläuft. David Alaba plagt bekanntlich ein schmerzhafter Haarriss in der Rippe, Konrad Laimer, einer der auffälligsten Akteure bei den jüngsten Länderspielen, machen die Adduktoren zu schaffen. Foda wollte zumindest das Abschlusstraining abwarten, womöglich wird es sogar eine Last-Minute-Entscheidung. „Am Ende entscheidet der Spieler. Er muss sagen, ob er sich fit genug gefühlt – doch wir werden kein unnötiges Risiko eingehen.“

Für Alaba könnte Florian Kainz einspringen, fällt Laimer aus, stünde dessen Leipzig-Teamkollege Stefan Ilsanker im zentralen Mittelfeld parat. Ilsanker hat in Leipzig in dieser Saison allerdings noch keine Minute gespielt. (cg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2019)

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