Unterwegs

Im Dschungel des Großstadtverkehrs: Wie London zu Bangkok wurde

Im Dschungel des Großstadtverkehrs ist das nächste natürliche Opfer des Zweirads der Fußgänger.
Im Dschungel des Großstadtverkehrs ist das nächste natürliche Opfer des Zweirads der Fußgänger. (c) REUTERS (Luke MacGregor)
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Die Einführung der City-maut in London im Jahr 2003 hat auch in der britischen Hauptstadt zu einer dramatischen Zunahme der Zweiräder geführt.

Man kennt das von Fernsehbildern (oder aus eigenem Erleben) aus südostasiatischen Großstädten: Sobald eine Straßenampel auf rot umspringt, scharen sich vor der Haltelinie in Windeseile Mopeds zusammen und warten nervös wie ein Hummelschwarm auf das Signal zur Weiterfahrt.

Die Einführung der City-maut in London im Jahr 2003 hat auch in der britischen Hauptstadt zu einer dramatischen Zunahme der Zweiräder geführt, da diese von der Abgabe befreit sind. Das machen sich vor allem die rapide expandierenden Zustellfirmen zunutze. Von der Pizza bis zum Paket wird heute alles mit rasenden Zweiradboten zugestellt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Wort Lieferwagen aus dem Wortschatz verschwinden wird. Die Vorrichtungen, an den Mopeds zum Gütertransport montiert, sind kaum weniger abenteuerlich als bei den südländischen Vorbildern. Nur am Kopf werden keine Waren balanciert, sondern Helme getragen.

Im Dschungel des Großstadtverkehrs ist das nächste natürliche Opfer des Zweirads der Fußgänger. Beide sehen die Verkehrsregeln oft eher optional, und das ist nicht optimal: 80 Tote wurden heuer bis August bereits auf Londons Straßen gezählt, mit 25 Prozent verzeichneten Fußgänger und Kleinmotorräder den stärksten Zuwachs in dieser tödlichen Statistik. Mopeds schießen aus dem Verborgenen über Zebrastreifen mit einem Tempo, das den Brexit-Verhandlern zur Ehre gereichen würde. Umgekehrt überqueren Tausende Fußgänger auf ihr Handy starrend die Straßen – wohl hoffend, dass sie schneller ein Live-Update erhalten als von einem Fahrzeug erfasst werden.

Mail: aussenpolitik@diepresse.com

Nächste Woche: Jutta Sommerbauer

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2019)

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