Skandal: Vatikanbank im Visier der Geldwäschejäger

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Ermittler durchstöbern mysteriöse Konten der IOR. Die 1887 gegründete Bank war in den vergangenen Jahren mehrfach wegen unsauberer Finanzgeschäfte in die Schlagzeilen geraten.

ROM (APA/Red.) Italienischen Ermittlern ist nichts heilig: Sie filzen gerade die Vatikanbank IOR, die formell dem Papst gehört (der die Gewinne freilich nicht für sich, sondern für den Heiligen Stuhl beansprucht). Ihr teuflischer Verdacht: Geldwäsche in großem Stil.

Laut Ermittlern hat die Vatikanbank in den vergangenen Jahren zahlreiche Konten bei italienischen Banken eröffnet, ohne den Namen des Kontoinhabers anzugeben. Die Konten seien allesamt am Akronym IOR zu erkennen. Auf einem IOR-Bankkonto bei der unterdessen von der UniCredit übernommenen Banca die Roma seien in den letzten Jahren beispielsweise riesige Summen bewegt worden, schreibt die italienische Tageszeitung „La Repubblica“. Allein 2007 seien per Scheck monatlich zwischen 32 und 80 Mio. Euro ungeklärter Herkunft eingezahlt worden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass dieses Konto „Personen als Schutz diente, die sich des Betrugs, der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung schuldig gemacht hätten“, hieß es. Ganz nebenbei verstoße es gegen EU- und OECD-Vorschriften, dass die Inhaber der Konten nicht bekannt sind.

Die 1887 gegründete Bank war in den vergangenen Jahren mehrfach wegen unsauberer Finanzgeschäfte in die Schlagzeilen geraten. Nach ihrer Verwicklung in den Bankenkrach von 1981 war sie umstrukturiert worden. Die Bank hält, was ihre Geschäftstätigkeit angeht, große Stücke auf höchste Diskretion und legt traditionell weder Bilanzen noch Rechenschaftsberichte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2010)

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