Wie man es dreht und wendet: Grün ist die Trendfarbe des Herbsts, der mit wallendem Morgennebel und einem Hauch von Altweibersommer samt Spinnweben ins Land kriecht.
Wie man es dreht und wendet: Grün ist die Trendfarbe des Herbsts, der mit wallendem Morgennebel und einem Hauch von Altweibersommer samt Spinnweben ins Land kriecht. Es ist ein Grün in allen Schattierungen, vom milchig-blassen Türkis über das frische Wald-und-Wiesen-Grün bis zum satten Dunkelgrün. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich auf den Catwalks von Paris bis Mailand manifestiert, was von Bregenz bis Wien längst en vogue ist.
Avantgardistisch präsentiert sich indes auch Italien, die Modenation Numero uno. Dass die Squadra Azzurra auf die Farbe der Hoffnung verfiel, kommt einem Kulturschock gleich, einer Revolution – und ist ein Widerspruch in sich. Für die Tifosi stürzte eine Welt ein, als das Fußball-Nationalteam gegen die griechischen Titanen nicht mehr im „heiligen“ Blau-Weiß auflief, sondern in Grün.
Nachdem Italien bei der WM-Qualifikation 2018 gescheitert ist, ist nichts mehr sakrosankt. Gerade die Uniform der Carabinieri ist noch blau – wer weiß, wie lang noch. Matteo Salvini dürfte jedenfalls mit Genugtuung registriert haben, dass die Squadra in der Parteifarbe seiner Lega auftritt. Wie brachte Giuseppe Tomasi di Lampedusa in „Der Leopard“ die Psyche Italiens – um nicht zu sagen: der Menschheit – auf den Punkt: „Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, muss sich alles ändern.“ (vier)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2019)