Morgenglosse

Lernen Sie Geografie, Mister President

APA/AFP/SAUL LOEB
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Donald Trump gibt sein Land mit seinen täglichen Tiraden und Trumpiaden dem Gespött preis: Die Supermacht wird international zur Lachnummer. Seine Gegner haben leichtes Spiel mit ihm.

Was soll man von einem Präsidenten halten, der sein Land und seine Grenzen nicht kennt – zumal einen, der die Grenzen des Anstands und guten Geschmacks in unschöner Regelmäßigkeit übeschreitet? Wie soll also Donald Trump, der denkt, dass Colorado ein US-Grenzstaat ist, den es mit einer Mauer zu umzäunen gilt, wie er jüngst bei einer Wahlkampfkundgebung seinen Anhängern weiszumachen versuchte, Weltpolitik betreiben und Recep Tayyip Erdogan, Wladimir Putin und Bashar al-Assad die Grenzen aufzeigen?

Bei Donald Trump weiß man längst nicht mehr woran man ist: Ist es Satire, wenn er von seiner „unvergleichlichen Weisheit“ twittert? Dass sich „China, Russland und Napoleon Bonaparte“ um die Kurden kümmern sollten, die den USA ja schließlich auch nicht im Zweiten Weltkrieg in der Normandie geholfen hätten. Seine Gegner behelfen sich mit Ironie. Hillary Clinton verbreitete einen fiktiven Brief John F. Kennedys an Nikita Chruschtschow, in dem es von Trumpiaden wimmelt. Und Patrick Leahy, der demokratische Senator aus Vermont, postete eine Landkarte der USA, die an den Grenzen Colorados endet und die den Bundesstaat New Mexico dem Nachbarn jenseits des Rio Grande, Mexiko, zuschlägt.

Der US-Präsident macht sein Land mit seiner täglichen Parade an farcehaften Auftritten international genau zu jener Lachnummer, mit der er im Wahlkampf hausieren gegangen war, als er das Bild einer Nation zeichnete, die alle Welt nur ausnutzt. Putin, Erdogan & Co. haben leichtes Spiel mit einem Mann, der sich lediglich aufs Brüllen versteht, nicht aber aufs Beißen. Dass der türkische Staatschef Trumps Brief in den Müllkorb knüllte, dass ausgerechnet das nordkoreanische Regime Trump Honig ums Maul schmierte, ist ein Indiz dafür, wie weit es mit der Supermacht unter dem Twitter-King Trump gekommen ist.

Kein US-Präsident war je von so viel Narzissmus, Ressentiments, Revanchegelüsten und Ignoranz getrieben. Alles, was nicht in Großbuchstaben auf einen Spickzettel passt, übersteigt seine intellektuellen Fähigkeiten. Man möchte Donald Trump – in Anlehnung an einen legendären Ausspruch Bruno Kreiskys – zurufen: Lernen Sie Geschichte, lernen Sie Geografie, Mister President! Aber dafür ist es wohl längst zu spät für einen 73-Jährigen, der sich in grotesker Selbstüberschätzung für ein „stabiles Genie“ hält - und das wahrlich nicht selbstironisch meint.

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