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Surfen im Flugzeug ist möglich, aber teuer

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Was am Boden zu Schleuderpreisen angeboten wird, ist über den Wolken ein teures Vergnügen. Viele Kunden behelfen sich noch mit Inhalten, die sie vorher heruntergeladen haben.

Jeder Flug folgte bisher immer einer bestimmten Routine. Der Koffer wird abgegeben, die Sicheitskontrolle passiert und kaum ist der Platz erreicht und alle Handgepäcksstücke verstaut, verabschiedete man sich von seinem Smartphone. Stundenlange Ruhe folgten. Diese Auszeit fand bis vor einigen Jahren selbst Lufthansa-Chef Carsten Spohr noch angenehm. Doch diese Zeiten sind vorbei. Neben kostenpflichtigen Snacks und Getränken, wird mit Online-Paketen geworben. Wer online arbeiten will, oder nur seine aktuellsten Urlaubsfotos zeitnah posten will, oder Videos streamen will, muss dafür zum Teil horrende Preise in Kauf nehmen.

Die Bandbreiten sind gering, die Preise hoch. Bei einigen Billigfliegern ist das Service erst gar nicht verfügbar. Die Fluggesellschaften sind in ihrer Preispolitik so auf möglichst hohe Nebeneinnahmen fixiert, dass sie auch für den am Boden schon fast selbstverständlichen Service die Hand weit aufhalten.

Laut einer Umfrage des deutschen Digitalverbands Bitkom aus dem Sommer hat bereits jeder achte Deutsche (13 Prozent) im Flugzeug Internet genutzt. Grundsätzliches Interesse haben der repräsentativen Umfrage zufolge weitere 52 Prozent der befragten Bürger. Nur rund ein Drittel - meist ältere Menschen - zeigten kein Interesse an Internet während des Flugs.

Unterschiedliche Angebote stiften Verwirrung

Das deutsche Fachportal Teltarif hat bei diversen Airlines ein breites und unübersichtliches Angebot analysiert. Abgerechnet wird mal nach Zeit, mal nach Datenvolumen oder nach Datengeschwindigkeit. Auch die Preise schwanken stark von seltenen Gratisangeboten für kleine Datenmengen (Emirates) bis zu Gebühren von mehr als 50 Euro, die bei der Swiss für ein Datenpaket von 220 Megabyte fällig werden. Damit kann man beispielsweise vier Stunden lang Musik streamen.

Bei einigen Gesellschaften (Emirates, Singapore, SAS) ist die Nutzung des Bordnetzes immerhin für Business- und "First"-Kunden inbegriffen. Andere lassen die Kunden gratis nur auf die eigene Werbeseite. Einen Sonderweg fliegt Norwegian, die gratis eine Basisversion anbietet und nur für schnellere Datenlieferung einen Aufpreis verlangt.

Mobilkunden der Deutschen Telekom können sich auf Europa-Flügen der Lufthansa, Eurowings und Austrian auch ohne Vorbuchung in die WLAN-Netze der Flugzeuge einwählen und zahlen dort 99 Cent für 10 Minuten. Außerhalb Europas sei der Service auf vielen Strecken von Lufthansa, KLM/Air France, Singapore Airlines, British Airways, Japan Airlines und American Airlines erreichbar. Für Magenta-Kunden gibt es 15 Minuten Gratis Wlan, wenn sie vorher einen Gutscheincode anfordern. Das Angebot gilt nur auf Lufthansa- und Austrian-Airlines-Flügen.

Die Austrian verrechnet Datengeschwindigkeit, die während des gesamten Flugs genutzt werden kann. Für 150 kBit/s (maximal für das Schreiben und Empfangen von E-Mails) werden drei Euro fällig. Wer zusätzlich zum Fliegen auch Surfen möchte, sollte sieben Euro investieren. Für die Nutzung von Streaming-Diensten muss man tiefer in die Tasche greifen. Für 15 MBit/s werden 12 Euro fällig. 

Auf Langstreckenflügen wird Internet den Passagieren bereits seit 2003 angeboten. Technisch kamen die Signale zunächst ausschließlich über Satelliten in die Jets, die sich mit hohen Geschwindigkeiten meist in einem Abstand von mehr als zehn Kilometern von der Erdoberfläche bewegen.

300 LTE-Basisstationen des „European Aviation Network"

Erst im vergangenen Jahr ist in Europa eine Komponente am Boden hinzugekommen: Rund 300 LTE-Basisstationen des "European Aviation Network (EAN)" funken aus 28 EU-Mitgliedsstaaten mit Nokia-Technik in den Himmel und bilden gemeinsam mit Satelliten des britischen Herstellers Inmarsat ein Hybrid-Netz. Laut dem Deutscher Telekom bietet es an Bord eine Übertragungsrate von derzeit 75 Mbit/Sekunde. Das ist deutlich genug für einen TV-Livestream oder Video-Konferenzen.

Bisher hat sich aber allein die British-Airways-Mutter IAG für die neue Technik entschieden, die nach und nach in die Jets der Konzern-Airlines eingebaut werden. Auf rund 35.000 Flügen konnten Kunden die Dienstleistung bereits nutzen, heißt es bei der Telekom. Die Lufthansa hat zwar durchaus Interesse bekundet und auch die EAN-Technik für "gut geeignet" erklärt. Über die genauen Vertragskonditionen konnten sich Lufthansa und Deutsche Telekom aber bisher nicht einigen, wie beide Seiten bestätigen.

Immerhin 137 der rund 170 Lufthansa-Mittelstreckenjets der Airbus A320-Familie tragen noch die schweren Buckelantennen für den herkömmlichen Satellitenfunk. Ein erneuter Umbau erscheint ziemlich kostspielig. Die kleineren und vor allem deutlich leichteren EAN-Antennen könnten daher zuerst auf den neuesten Maschinen vom Typ A320neo getestet werden, die nach Lieferschwierigkeiten von Airbus gerade erst in die Flotte laufen.

Internetfrei durch den Flug

Wegen der hohen Kosten rät Bitkom-Experte Christopher Meinecke allgemein, sich vor dem Flug schlau zu machen über das jeweilige Angebot der Airline. Auch sollte man sich überlegen, was genau man mit dem Gerät während des Fluges erledigen will.

Bei einigen Musikstreaming-Diensten kann Musik auch offline gehört werden. Diese muss vorher bei bestehender Mobilfunkverbindung oder im Wlan herunter geladen werden. Das selbe gilt für Netflix. Zwar ist das Angebot ein wenig eingeschränkt, aber auch hier finden sich viele Filme und Serien, die für die Offline-Nutzung angeboten werden.

(APA/Red.)

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