Großbaustellen

Hightech bei der Baustellensicherung

Hightech bei der Baustellensicherung
Hightech bei der Baustellensicherung(c) Michael Breuer
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Lückenlose Zutrittskontrollen dank moderner Technologien erschweren die Beschäftigung illegaler Arbeitskräfte auf der Baustelle. Und schützen vor Diebstahl.

Mit einer perfekten Baustellensicherung lässt sich sowohl bei den Finanzbehörden als auch bei den Kommunikationsverantwortlichen von Bauherren und Bauunternehmen punkten. Die Zugangssicherung mit Ausweiskontrolle kann Schwarzarbeit weitgehend verhindern. Gerade bei größeren Baustellen werden immer wieder Aufträge an Subunternehmen weitergegeben. Am Ende der Kette arbeiten dann nicht selten illegal Beschäftigte.

Für den Bauherrn und das ausführende Unternehmen, die in der Regel nichts davon wissen, kann das unangenehme Folgen haben. Spätestens dann, wenn eine Kontrolle der Finanzpolizei die illegalen Machenschaften aufdeckt und auf der Baustelle Blaulichteinsätze und wenig imagefördernde Medienberichte auslösen.

Elektronische Portiere

Immer mehr Bauherrn und auch große Bauunternehmen setzen deshalb auf eine lückenlose Zutrittskontrolle. Es gibt ausgefeilte Systeme, die quasi von sich aus eine Reihe von Überprüfungen durchführen können: „Wird der Ausweis eines Arbeiters beim Betreten der Baustelle gescannt, hinterfragt das System mehrere Parameter – etwa ob die Person angemeldet ist und eine aktuelle Beschäftigungsbewilligung hat oder ob das Unternehmen in der Scheinunternehmensdatenbank aufscheint“, sagt Thomas Korol von der ISHAP Personaldokumentation. Das Unternehmen entwickelte ein eigenes Softwaresystem für die Zutrittskontrolle von Baustellen und verbindet dieses mit der Hardware wie Drehkreuzen und Containern für die Aufstellung des elektronischen Portiers.

Ein Watchtower detektiert Personen und Fahrzeuge auf der Baustelle.
Ein Watchtower detektiert Personen und Fahrzeuge auf der Baustelle.zeppelin-rental

Die Hologrammkarte von ISHAP ist fälschungssicher und kann von den Arbeitern auf allen Baustellen benutzt werden, die mit dieser Technologie arbeiten. Die Software verfügt über eigene Intelligenz: „Im kommenden Frühjahr werden wir damit auch eine Risikoanalyse durchführen und aus verschiedenen Parametern ersehen können, ob es sich bei dem Dienstgeber des Arbeiters um ein künftiges Scheinunternehmen handelt.“ Schwachstelle ist die Personenidentifikation, also ob der Ausweis tatsächlich von der Person genützt wird, auf die er ausgestellt ist. Eine biometrische Überprüfung scheitert bislang an der Rechenleistung.

Trotzdem begrüßt die Finanzpolizei solche Einrichtungen: „Sie sind ein probates Mittel, sicherzustellen, dass sich nur Leute mit einem regulären Beschäftigungsverhältnis auf der Baustelle befinden“, urteilt Wilfried Lehner, Leiter der Finanzpolizei. Einige der angebotenen Systeme bieten den Finanzbehörden die Möglichkeit, online auf Daten zuzugreifen. „So können wir im Vorfeld eine Risikoanalyse erstellen. Gibt es keine Verdachtsmomente, dann beschränken sich unsere Kontrollen auf der Baustelle weitgehend auf die Überprüfung der Identität der Arbeitskräfte“, berichtet Lehner.

Angeboten wird das Zutrittskontrollsystem von Baulogistik-Unternehmen wie Zeppelin Rental. Dieses Unternehmen hat eine eigene Technologie, Zeppelin InSite 3.0, die sich aber mit dem ISHAP-System kombinieren lässt. „Bei Großprojekten mit mehreren Auftragnehmern vor Ort ist das ganz praktisch, denn es können beide Ausweiskarten verwendet werden“, sagt Dominik Müller, Geschäftsführer von Zeppelin Rental.

Das Unternehmen bietet komplette Sicherungskonzepte für Baustellen, um auch den Diebstahl von Baumaterial und Maschinen zu verhindern. „Eine unserer Lösungen ist ein mit Kameras ausgestatteter Bau-Watchtower, die gefährdete Bereiche überwachen können.“ Der Tower verfügt über eine intelligente Erkennungssoftware. Diese detektiert Personen und Fahrzeuge im Überwachungsbereich und meldet unbefugten Zutritt an eine zentrale Leitstelle, die weitere Maßnahmen setzt. Der Turm lässt sich mit einem Stapler versetzen und so – etwa im Straßenbau – dem Fortschritt des Baugeschehens anpassen. Außerdem ist der Betrieb mit Akku möglich. „Besonders gefragt ist diese Möglichkeit bei abgelegenen Baustellen ohne Stromversorgung“, berichtet Müller.

Diebstahl-Prävention

Sicherheitsunternehmen offerieren ebenfalls Diebstahlschutz für Baustellen. „Es gibt viele Möglichkeiten – von der raschen Einrichtung von Videoanlagen über mobile Alarm- und Brandmeldesysteme bis hin zum Schutz des Areals durch Perimeterüberwachung“, berichtet Alexander Kiss, Direktor von ÖWD Österreichischer Wachdienst. Die installierten Systeme erkennen ungewöhnliche Bewegungen und alarmieren eine Notrufzentrale, die das Ereignis überprüft und weitere Maßnahmen ergreift. Für Baustellen mit besonders hohen Sicherheitsanforderungen werden vom ÖWD auf Wunsch Standposten eingesetzt. Eine wirksame Prävention sei auch die „Bestreifung“ von Baustellen: „Das wirkt auf potenzielle Täter stark abschreckend. Sie können nie wissen, wann der Streifenfahrer die Baustelle anfährt, um eine Kontrolle durchzuführen.“

AUF EINEN BLICK

Elektronische Portiere

Völlig lückenlose Zutrittskontrollen auf Großbaustellen wird es vermutlich nie geben, aber manche Unternehmen bieten jetzt schon ziemlich weitgehende Lösungen an. Dabei handelt es sich um intelligente Software, die anhand von Ausweisen feststellen kann, ob ihr Inhaber eine aktuelle Beschäftigungsbewilligung hat oder ob das Unternehmen in der Scheinfirmendatenbank aufscheint. Klar daher, dass die Finanzpolizei solche System zu schätzen gelernt hat.

Auswahl: www.ishap.at

www.zeppelin-rental.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2019)

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