Glosse

Durchgriff

Vor der Wahl hat FPÖ-Chef Norbert Hofer noch demonstrativ von seinem Durchgriffsrecht Gebrauch gemacht und einen Landtagsabgeordneten wegen dessen Glückwünschen zu Hitlers Geburtstag aus der Partei ausgeschlossen.

Jetzt versteckt sich der Dritte Nationalratspräsident lieber – obwohl er in der neuerlichen Liederbuchaffäre allen Grund zum Eingreifen hätte.

Dabei muss er – wie man an den in der „Kronen Zeitung“ veröffentlichten Zitaten sieht – noch nicht einmal auf die antisemitischen Textstellen eingehen. Allein schon die frauenverachtende Gesinnung, die aus manchen Liedtexten spricht, wäre Grund genug, Stopp zu sagen: Nein, ein Mandatar, der sich so etwas schenken lässt und gut findet, hat im Nationalrat nichts zu suchen. Das hätte er übrigens schon seit dem Jahr 2006 nicht mehr gehabt, als er über die guten Seiten des Nationalsozialismus daherschwadronierte.

Apropos „Kronen Zeitung“: Diese hat nun offensichtlich ernsthaft mit der FPÖ gebrochen. Und das, obwohl der Stein des Anstoßes, Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache, dort schon längst kaltgestellt ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.