In Graz wollen Geisteswissenschaftler und Naturwissenschaftler gemeinsam das Alter(n) erforschen – und mit mehr Wissen darüber gegen Diskriminierung ankämpfen.
„Sie sah ein fremdes Gesicht, das bleich wie Papier war und kaum noch Konturen besaß. Wo sind meine Augen, mein Mund, dachte sie, alles hat sich aufgelöst zwischen den Furchen des Alters.“ Das geht Henriette Lauber beim Blick in den Spiegel durch den Kopf. Die knapp 80-Jährige ist die Protagonistin in Erika Pluhars Roman „Gegenüber“. Sie befindet sich entsprechend einer Typologie des britischen Historikers Peter Laslett am Übergang zum sogenannten Vierten Alter und ist zunehmend auf fremde Hilfe angewiesen.
Wider die Altersfeindlichkeit
„Das ,Vierte Alter‘ ist der silberne Tsunami, vor dem alle Angst haben. Die Rede ist nur mehr von überfüllten Pflegeheimen, von zu hohen Kosten, von Überalterung“, sagt die Altersforscherin und Amerikanistin Ulla Kriebernegg von der Uni Graz. „Kein Mensch käme auf die Idee, von Unterjüngung zu reden. Die Schuld wird beim Alter gesucht.“