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Investoren setzen auf Österreich

Wohnbauten werden vermehrt als Anlageobjekte nachgefragt, vor allem von deutschen Investoren.
Wohnbauten werden vermehrt als Anlageobjekte nachgefragt, vor allem von deutschen Investoren. (c) Getty Images/iStockphoto (gopixa)
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Rund 60 Prozent der heuer erfolgten Immo-Investitionen in Österreich gehen auf die Kappe internationaler Anleger, zwölf Prozent allein von deutschen. Sie treten vor allem im Wohnbereich auf, und das mit Nachdruck.

Auf dem österreichischen Immobilien-Investmentmarkt bahnt sich ein weiteres starkes Jahr an. In den ersten drei Quartalen belief sich das Transaktionsvolumen auf 4,3 Milliarden Euro. Stark: Mit rund zwei Milliarden Euro wurde im dritten Quartal 2019 sogar so viel in österreichische Immobilien investiert wie noch in keinem Vergleichszeitraum bisher. Georg Fichtinger, Head of Investment Properties bei CBRE Österreich, ist daher guter Dinge, dass das Gesamtvolumen zu Jahresende auf einem ähnlichen Niveau liegen könnte wie im Rekordjahr 2017 (fünf Milliarden Euro).

Stark: Büro- und Wohnbereich

Rund 60 Prozent der heuer bislang erfolgten Investitionen gehen auf die Kappe von Nichtösterreichern. Einmal mehr haben Deutsche eine wichtige Rolle gespielt – sie zeichneten für zwölf Prozent aller Investments verantwortlich. In der Vergangenheit war ihr Anteil am Transaktionsvolumen aber schon höher. 2017 und 2018 lag er etwa bei 27 bzw. 50 Prozent. Laut Franz Pöltl, Geschäftsführender Gesellschafter der EHL Investment Consulting, handelt es sich bei den deutschen Investoren, die derzeit in Österreich aktiv sind, hauptsächlich um offene und geschlossene Fonds und Spezialfonds, hinter denen Vorsorge- und Pensionskassen stehen. „Das war auch in den vergangenen zehn Jahren nicht anders – mit einer Ausnahme: Neu ist, dass deutsche Anleger sehr aggressiv im Wohnbereich auftreten“, sagt er. In der Vergangenheit sei das Segment ausschließlich von lokalen Investoren geprägt gewesen.

Deutsche Investoren haben sich – wie andere Anleger auch – zuletzt im Bürobereich verstärkt Bestandsimmobilien zugewandt. „Im Fokus stehen Objekte in einer entsprechenden Lage, mit hohem Vermietungsgrad und gutem technischem Erhaltungszustand“, erklärt Pöltl. Hinter dieser Entwicklung stünden der Mangel an Neubauprojekten auf dem Wiener Büromarkt und die höheren Renditeaussichten. Konkret wären mit guten Bestandsobjekten um rund 50 bis 100 Basispunkte mehr zu verdienen als mit neu errichteten in vergleichbaren Lagen. „Sie bieten damit trotz deutlich gestiegener Preise noch solide Ertragsperspektiven“, so Pöltl.

Befeuert haben die Aktivitäten deutscher Anleger die drastischen Preisanstiege der vergangenen Jahre in Deutschland ebenso wie der dortige Produktemangel. Grundsätzlich haben Deutsche auf dem österreichischen Immobilienmarkt schon immer eine Rolle gespielt, auch in Zeiten der Finanzkrise. „Das liegt daran, dass sich Österreich als konservativer Markt, der wenig Kopfschmerzen bereitet, bewährt hat und sich daher sehr gut zur Beimischung eignet“, sagt Fichtinger. Zwar sei beispielsweise das Mietwachstum im Wohnbereich – ebenso wie auf dem Büromarkt – überschaubar, andererseits habe es auch während der jüngsten Krisen lediglich leichte Korrekturen gegeben. Die Robustheit des österreichischen Marktes war neben dem niedrigen Preisniveau der zweite wesentliche Grund dafür, dass die deutsche Project Unternehmensgruppe seit 2015 mit einem eigenen Standort in Wien präsent ist. Der Fokus des neuen Players auf dem österreichischen Markt liegt auf der Entwicklung klassischer Wohnneubauobjekte in den größten deutschsprachigen Metropolregionen. Wie der Vorstandssprecher erklärt, konzentriere man sich nicht auf die absoluten Toplagen, aber auf solche mit guter Verkehrsanbindung und Infrastruktur. Aufgrund dieses Ansatzes sei es möglich, Wohnungen zu realistischen Preisen anzubieten. Ebenso sei die Konkurrenz bei der Suche nach Projekten in Randlagen nicht so stark wie anderswo. In Wien werden aktuell sechs Objekte – in den Bezirken 13, 14, 16 und 23 – mit einem Gesamtvolumen von 30 Millionen Euro realisiert. Drei weitere befinden sich in Planung – zwei in Penzing und ein weiteres in Liesing. Heuer wurde ein neues Projekt in der Linzer Straße dazugekauft. Für die Finanzierung der Projekte ist die zur Unternehmensgruppe gehörende Project Investment zuständig. Konkret erfolgt die Kapitalakquise über rein eigenkapitalbasierte Beteiligungen im Bereich der Immobilienentwicklung. Die fertigen Wohnungen werden in der Regel zu 80 Prozent an Eigennutzer verkauft. 20 Prozent der Käufer vermieten ihre Wohnungen weiter.

SPRACHE & KULTUR

„Die gemeinsame Sprache verbindet und trennt“, sagt Ottmar Heinen, Vorstandssprecher der deutschen Project Investment Gruppe. Trotz vieler Ähnlichkeiten funktioniere hier aber nicht alles gleich. Daher habe man auch österreichische Mitarbeiter und mit Dieter Schmahel einen „Local“ als Vorstand der Project PI Real Estate CEE AG aufgenommen. „Dadurch haben wir größere Marktakzeptanz und Aufmerksamkeit bekommen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2019)

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