Volksschule: Standort entscheidet über Zukunft

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SCHULBEGINN: THEMENBILD(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Wer darf nach der Volksschule in ein Gymnasium wechseln? Das entscheidet nicht so sehr die Kompetenz der Kinder wie der Standort der Volksschule.

Die "Chancen für einen AHS-Besuch und damit verbunden im Schnitt höhere Bildungsabschlüsse" werden "nicht fair auf Basis von Kompetenzen vergeben". Dies zeigen Daten des BIFIE (Bundesinstitut für Bildungsforschung) im Expertenbericht zur TIMSS-Studie, die in 36 Ländern Leistungen der Volksschüler misst. Wichtiger als die Kompetenz der Schüler für die Chance auf einen AHS-Übertritt ist dagegen der Standort der Volksschule.

Für ihre Untersuchung verglichen die Autoren unter anderem die Leistungen der Viertklässler in Mathematik und Naturwissenschaften mit den AHS-Übertrittsquoten. Dabei zeigte sich zwar grundsätzlich, dass die Leistungen jener Kinder, die in eine AHS wechseln, im Schnitt höher sind als jene, die in eine Hauptschule kommen. "Extrem große Überschneidungen in den Leistungsverteilungen zwischen diesen beiden Gruppen deuten aber darauf hin, dass die Leistung offensichtlich nur bedingt Grundlage der Entscheidung ist."

Super Leistung, kein Wechsel in AHS

Das zeigt sich auch auf Schulebene: Es gibt Schulen, an denen mit die besten Mathe-Leistungen erbracht werden, aus denen aber kein einziges Kind an eine AHS wechselt. Ebenso gibt es Schulen mit AHS-Übertrittsquoten von über 60 Prozent mit weniger guten Mathe-Leistungen. Insgesamt erklärt der Mathe-Mittelwert nur vier Prozent der Unterschiede in den Übertrittsquoten.

Die Gemeindegröße des Volksschulstandorts erklärt dagegen 46 Prozent dieser Unterschiede. Dabei gilt: Je größer die Gemeinde, desto größer die Wahrscheinlichkeit für einen Wechsel an eine AHS. Der durch die Gemeindegröße bedingte Unterschied ist dabei "von einem Ausmaß, das nicht allein auf die geringere Entfernung der nächstgelegenen AHS zum Wohnort zurückgeführt werden kann".

Wenig homogene Lerngruppen

Einen - wenngleich geringeren - Einfluss auf die AHS-Übertritte haben auch der familiäre Hintergrund der Schüler und deren Einstellung zur Schule: Für Kinder aus bildungsnahen Familien ist ein Wechsel in eine AHS wahrscheinlicher als für Kinder aus bildungsfernen Familien - auch bei gleicher Leistung und Einstellung. Wem die Volksschule mehr Freude macht, der wechselt außerdem auch eher an eine AHS.

Für die Studienautoren bestätigen die TIMSS-Daten, dass "die erste Bildungswegentscheidung an Treffsicherheit zu wünschen übrig lässt, verfolgt man das Ziel, möglichst homogene Lerngruppen in der Sekundarstufe I zu schaffen". Sie stelle "insbesondere auf Grund des starken Zusammenhangs von AHS-Übertrittswahrscheinlichkeit und Bildungsnähe der Familie sowie Standort der Volksschule einen wesentlichen Chancenungleichheit produzierenden Faktor dar".

(APA/Red.)

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