Klassik

Ein „Eugen Onegin“, aber ohne Onegin

Tiefgekühlte Gefühle gab es an der Staatsoper und zwei Rollendebüts – eines interessant, eines inhaltsleer.

Ein „Eugen Onegin“ ohne Onegin, das kann nicht gut gehen. Der russische Rollendebütant Boris Pinkhasovich verfügt zwar über einen passablen Bariton (mit bescheidenen Modulationsfähigkeiten), ist aber außerstande, die Figur darzustellen, geschweige denn die Rolle auszufüllen. Er ist ein gelackter Langweiler, nicht der gefährliche Verführer, zu dem ihn Tatjana stilisiert. Onegin sollte etwas Besonderes an sich haben, was nicht mit Arroganz zu verwechseln ist, er versteht sich selbst eher als attraktiver Egomane. Pinkhasovich hat dafür nichts von dem zu bieten, was an Rollenvorbildern von Dmitri Hvorostovsky bis Peter Mattei zu bewundern war.

Auch Onegins Objekt der Begierde, die Tatjana der Lettin Marina Rebeka, ist neu für die Staatsoper. Verhalten bewegt sie sich vorerst in zarten Lyrismen, ihr klarer Sopran verrät kalkuliert Qualität und Ausdrucksnuancen. Nur dosiert aufregend daher die Briefszene, Fahrt und Profil nimmt Rebekas Tatjana doch später auf, als Onegin bereits seine Chance verspielt hat. Trotz kurzzeitigem Liebeseingeständnis macht sie mit kraftvoller Stimme nachdrücklich klar, dass sie nie das Fürst Gremin gegebene Ehe- und Treueversprechen brechen wird. Nach der Salzburger Amelia Grimaldi somit eine neue, interessante Facette in der Karriere von Marina Rebecca.

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