Lagebericht: Schwarze wollen mehr Mitsprache

Lagebericht Schwarze wollen mehr
Lagebericht Schwarze wollen mehr(c) APA (HANS KLAUS TECHT)
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Die Black Communitys sind engagiert, leiden aber unter Rassismus und fehlenden Chancen. In der Öffentlichkeit existiert nach wie vor ein schiefes Bild: „Schwarze sind entweder Täter, Opfer oder exotisch.“

WIEN (eko). „Alle Welt schaut wegen der Fußball-WM jetzt nach Afrika“, sagt Clara Akinyosoye. „Ein guter Zeitpunkt, das Bild der schwarzen Menschen zurechtzurücken.“ Geschehen soll dies durch den ersten Jahresbericht zur Situation der Schwarzen in Österreich, der gestern, Donnerstag, vorgestellt wurde. Und ein schiefes Bild über Afrikaner, das gebe es laut der Chefredakteurin des Berichts nach wie vor: „Schwarze sind entweder Täter, Opfer oder exotisch.“

Dabei fallen in der öffentlichen Wahrnehmung viele Aspekte völlig unter den Tisch. Dazu gehört etwa der Beitrag Schwarzer zur Wirtschaft. Allein in Wien, so heißt es im Bericht, gebe es rund 600 Unternehmen, die von Menschen afrikanischer Herkunft betrieben werden – überwiegend von Frauen. Die Vorarlberger Textilindustrie wiederum produziere zu rund 70 Prozent für den nigerianischen Markt.

Hindernisse für Unternehmer

Und das, obwohl es wegen der strikten Einreisebestimmungen für Afrikaner schwierig sei, überhaupt mit österreichischen Betrieben in Kontakt zu kommen, wie Habiboulah Bakhoum vom Ausschuss der afrikanischen Unternehmen in Österreich klagt: „Dadurch ist der Export seit 2005 um 50 Prozent gesunken.“ Aber auch andere Wirtschaftstreibende mit afrikanischen Wurzeln hätten Probleme, etwa Gastronomen, die häufiger mit Polizeikontrollen konfrontiert seien und schwieriger an Kredite herankämen.

Mitherausgeber Simon Inou (er initiierte die von Migranten gestaltete wöchentliche Seite in der „Presse“) spricht in diesem Zusammenhang von „Anti-Schwarze-Rassismus“. Diesen gebe es noch häufig – bei Polizei und Justiz, aber auch in Medien. Das beginne schon bei Begriffen wie „Schwarzarbeit“ oder „Schwarzmalen“ – auch schwarze Menschen würden so negativ besetzt.

Rund 40.000 Menschen afrikanischer Herkunft, so schätzen die Herausgeber, leben derzeit in Österreich. Am politischen Leben haben sie aber kaum Anteil. „Politische Partizipation ist an die Staatsbürgerschaft geknüpft“, sagt Mitherausgeberin Beatrice Achaleke – aber auch fehlende Netzwerke würden den Aufstieg Schwarzer in leitende Positionen behindern.

Der Lagebericht soll helfen, Probleme wie diese aufzuzeigen – auch in Zukunft. Künftig soll er regelmäßig einmal im Jahr erscheinen, so Chefredakteurin Akinyosoye. „Und ich hoffe, dass das Interesse an Afrika nicht mit dem Schlusspfiff der WM endet.“

Bericht: Schwarze Menschen in Österreich. 8 Euro zzg. Versandkosten. Bestellung per E-Mail unter:
office@blackwomencenter.org

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2010)

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